Der Rückgang der Biodiversität ist alarmierend. Ein Doktorand des "Forschungsgeist!"-Programms zeigt, wie innovative Projekte zum Erhalt der Artenvielfalt beitragen können.
Der Rückgang der Biodiversität ist alarmierend. Ein Doktorand des "Forschungsgeist!"-Programms zeigt, wie innovative Projekte zum Erhalt der Artenvielfalt beitragen können.
Das "Forschungsgeist!"-Programm, das von der Bauer-Stiftung zur Förderung von Wissenschaft und Forschung sowie von der Karl-Heinz Frenzen-Stiftung, der Rudolf und Helene Glaser-Stiftung und der Stemmler-Stiftung im Stifterverband getragen wird, zielt darauf ab, Postdocs mit bis zu sechs Jahren Forschungserfahrung nach der Promotion zu unterstützen und ihnen die Möglichkeit zu geben, eigene Arbeitsgruppen aufzubauen. Auch die Bauer-Hollmann Stiftung fördert Postdocs und trägt zum Umweltschutz im Rahmen des Programms "BEN – Biodiversity-Ecology-Nature" bei.
Im vergangenen Jahr wurden im Rahmen der Ausschreibung "Next Generation Sequencing (NGS) in der Ökosystemforschung" drei Gruppen junger Wissenschaflterinnen und Wissenschaftler zur Förderung ausgewählt, moderne molekularbiologische Methoden zum Monitoring und zur systematischen Analyse von Artenvorkommen in verschiedenen Biotopen zu entwickeln. So wird beispielsweise seit diesem Jahr an der Universität Trier unter Leitung von Professor Henrik Krehenwinkel ein Vorhaben zur räumlichen und zeitlichen Reaktion des Bodenmikrobioms auf Umweltveränderungen gefördert.
Eine weitere durch die Bauer-Stiftung geförderte Gruppe entwickelt an der Universität Duisburg-Essen unter der Leitung von Professor Florian Leese und seiner Arbeitsgruppe "Aquatische Ökosystemforschung" eine Reihe spannender Projekte: Für Doktorand Philipp M. Rehsen (Foto) bedeutet die Förderung nicht nur die Chance, seine wissenschaftliche Karriere weiterzuentwickeln, sondern auch zum Erhalt der Artenvielfalt unmittelbar etwas beizutragen. Der Schwerpunkt seiner Arbeit liegt auf der Entwicklung einer automatisierten Bildanalyse-Methode zur Beurteilung der Gewässerqualität von Flüssen und Seen anhand von Indikator-Organismen.
In Gewässerproben enthaltene Insekten und andere wirbellose Tiere werden erst von Kameras erfasst und dann hinsichtlich der Art, Größe und des Entwicklungsstadiums der in der Probe vorkommenden Tierarten ausgewertet. Welcher Art ein einzelnes Tier angehört, wird dabei mit DNA-basierten Methoden, ähnlich wie bei einem genetischen Fingerabdruck in der Forensik, erfasst.
Die Kategorisierung der vorkommenden Organismen muss bislang zumeist händisch durchgeführt werden, was nicht nur sehr viel Zeit kostet, sondern auch eine umfassende Expertise erfordert. Durch die in der Arbeitsgruppe "Aquatische Ökosystemforschung" entwickelten Methoden könnte künftig die Qualität von Gewässern in großem Umfang zeit- und kostensparend bewertet werden. Dies stellt einen bedeutenden Fortschritt in der Umweltforschung dar, da herkömmliche Methoden oft nur einen Bruchteil der biologischen Vielfalt in Gewässern erfassen können.
Parallel dazu werden in der Arbeitsgruppe weitere Projekte im Bereich der aquatischen Ökosystemforschung vorangetrieben. Vom Lehrgarten bis zum Mitmach-Labor für Schülerinnen und Schüler, von der Entwicklung einer Datenbank für virtuelle Mikroskopie, die kostenfrei für den Unterricht zur Verfügung gestellt werden kann, bis hin zu Kunstprojekten – in der Talentschmiede der Universität ist für jede Interessenlage etwas dabei. Philipp Rehsen hat die aktuellen Projekte des Lehrstuhls, die von Stiftungen unter dem Dach des Stifterverbandes unterstützt werden, in einem Video begleitet.
Die gezeigten Projekte verdeutlichen das große Potenzial der Kombination von Bild- und DNA-basierten Technologien, um den Herausforderungen der Biodiversitätskrise zu begegnen, die auch eine der negativen Folgen des Klimawandels ist. Sie verdeutlichen aber auch, wie vielfältig und spannend die Forschungslandschaft und wie mitreißend das Engagement aller Beteiligten ist. Egal, ob jemand technologieaffin oder naturbegeistert ist, sich für die Arbeit mit Schülerinnen und Schülern interessiert, in größeren Gruppen oder lieber für sich allein tüftelt: Jede Person kann individuelle Talente für eine gute Sache einbringen. Philipp M. Rehsen und seine Kolleginnen und Kollegen machen es vor.
ist Stiftungsmanagerin und stellv. Leiterin
des Teams "Wissenschaft und Umwelt".
T 0201 8401-199