Die Teilnehmer der Stifterreise wurden von der deutschen Botschafterin begrüßt, die gemeinsam mit Vertretern der GIZ zu der aktuellen Lage in Kirgisistan informierte. Einen unmittelbaren Eindruck von den Entwicklungen in den Bereichen Zivilgesellschaft und Demokratie, Gesundheit und Soziales sowie nachhaltige Wirtschaftsförderung konnten die Teilnehmer dann bei Besuchen von vor Ort tätigen NGOs und Projekten gewinnen – hier stand der persönliche Austausch im Vordergrund. Die mitreisende Stifterin Gräfin Lambsdorff empfand es dabei als "sehr erfreulich zu beobachten, wie sich junge Menschen gegenüber einer von ihnen selbst als äußerst korrupt beschriebenen Regierung und Verwaltung behaupten".
Ein gutes Beispiel hierfür ist die Freiwilligenorganisation Leadership, die die Stifter mit einer Gruppe perfekt Englisch sprechender Jugendlicher empfing. Die jungen Menschen engagieren sich, indem sie Workcamps für Jugendliche aus verschiedenen Ländern organisieren – und das trotz verschiedener Hindernisse. Derzeit droht ihnen etwa der Rauswurf aus ihren Räumen. Sowohl die Freiwilligenorganisation Leadership als auch das ebenfalls von der Delegation besuchte Institut für Jugendentwicklung (IRM) und die duale Hochschule "Kara-Balta Technical and Economic College" zeigen Jugendlichen in Kirgisistan Alternativen zur Erwerbslosigkeit und religiösen Radikalisierung auf.
Andere NGOs setzen sich in Kirgisistan für ausgegrenzte Bevölkerungsgruppen ein, zum Beispiel ältere in Armut lebende Menschen, um diesen eine bessere Gesundheitsfürsorge zu ermöglichen oder sie im Alltag zu unterstützen. Die NGO Uplift stärkt Mütter, die aus einer Notsituation heraus vor der schwerwiegenden Entscheidung stehen, ihr Kind zur Adoption freizugeben. Die NGO Babushka Adoption unterstützt insbesondere ältere Menschen ohne Verwandte, indem sie zum Beispiel kleine regelmäßige Rentenzuschüsse gewährt und auch Freizeitangebote gegen die soziale Isolation schafft. Rentnerinnen, wie etwa die alleinstehende Anna, die von ca. 60 Euro Rente im Monat lebt und deren einziger Sohn tödlich verunglückte, sind über diese Hilfe besonders dankbar.
Auch Menschen mit Behinderung leiden unter sozialer Ausgrenzung und mangelnder gesundheitlicher Versorgung. Betreuerinnen von Kindern mit Behinderungen in der besuchten integrativen Einrichtungen Ümüt-Nadjeschda berichteten von den alltäglichen Ausgrenzungen, mit denen betroffene Familien konfrontiert sind – etwa von Nachbarn, die Angst haben, durch den Anblick von Kindern mit Behinderung verhext zu werden und deshalb vorsorglich ihre Grundstücke abschirmen. Die Betreuerinnen berichteten aber auch von kleinen Hoffnungsschimmern, die diese Kinder erleben – auch Dank der finanziellen Unterstützung aus dem Ausland.
Neben den Besuchen von NGOs und Projekten hatten die Teilnehmer der Stifterreise auch Gelegenheit, die herausragende kirgisische Landschaft zu genießen. Diese gilt es zu schützen und zu bewahren, wie Vertreter der NGOs Move Green und Camp Alatoo anschaulich erläuterten. Beide Organisationen haben es sich unter anderem zur Aufgabe gemacht, über Luftverschmutzung aufzuklären und im Nationalpark Ala Archa die Biodiversität und den nachhaltigen Tourismus zu fördern.