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Ein Tochterunternehmen des Stifterverbandes

Stifterreise nach Kirgisistan

Kirgisistan ist ein faszinierendes Land: Es beeindruckt mit seiner Landschaft und seinen gastfreundlichen Menschen, die – trotz ökonomischer Dauerkrise – Besucher stets herzlich empfangen. Die Teilnehmer der ersten Stifterreise genossen die schönen Seiten des Landes, haben vor Ort aber auch unmittelbar Einblick in den oftmals schwierigen Alltag der Menschen erhalten, der durch Armut, Korruption, ökonomische Instabilität und mangelnde Zukunftsperspektiven geprägt ist.

Das Deutsche Stiftungszentrum (DSZ) hat gemeinsam mit der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) im Juni 2018 erstmalig eine Stifterreise angeboten. Die Idee der Stifterreise ist, Stifter und Philanthropen, die im Ausland tätig werden möchten, bei ihrem Engagement zu unterstützen, indem sie sich vor Ort ein konkretes Bild machen und potenzielle Projektpartner und Empfänger von Spenden persönlich kennenlernen können.

Als Reiseziel für die erste Stifterreise wurde Kirgisistan ausgewählt – ein Land, das nach den ethnischen Unruhen im Jahr 2010 mit wirtschaftlichen Spannungen und Generationenkonflikten zu kämpfen hat. Die kirgisische Regierung steht vor der Herausforderung, den Demokratisierungsprozess weiter voranzutreiben, die landesweite Armut zu vermindern, die seit dem Ende der Sowjetunion weitgehend zusammengebrochene Wirtschaft wieder anzukurbeln, den sozialen Frieden zu konsolidieren und die Korruption nachhaltig zu bekämpfen. Das Land verfügt jedoch – anders als viele andere Länder in dieser Region – über eine sehr aktive Zivilgesellschaft. Entsprechend lag der Schwerpunkt der Reise auf den Themen Zivilgesellschaft und Demokratie, Gesundheit und Soziales sowie nachhaltige Wirtschaftsförderung.

Stifterreise nach Kirgisistan 2018
Stifterreise nach Kirgisistan 2018
Stifterreise nach Kirgisistan 2018
Stifterreise nach Kirgisistan 2018
Stifterreise nach Kirgisistan 2018
Stifterreise nach Kirgisistan 2018
Stifterreise nach Kirgisistan 2018
Stifterreise nach Kirgisistan 2018

Die Teilnehmer der Stifterreise wurden von der deutschen Botschafterin begrüßt, die gemeinsam mit Vertretern der GIZ zu der aktuellen Lage in Kirgisistan informierte. Einen unmittelbaren Eindruck von den Entwicklungen in den Bereichen Zivilgesellschaft und Demokratie, Gesundheit und Soziales sowie nachhaltige Wirtschaftsförderung konnten die Teilnehmer dann bei Besuchen von vor Ort tätigen NGOs und Projekten gewinnen – hier stand der persönliche Austausch im Vordergrund. Die mitreisende Stifterin Gräfin Lambsdorff empfand es dabei als "sehr erfreulich zu beobachten, wie sich junge Menschen gegenüber einer von ihnen selbst als äußerst korrupt beschriebenen Regierung und Verwaltung behaupten".

Ein gutes Beispiel hierfür ist die Freiwilligenorganisation Leadership, die die Stifter mit einer Gruppe perfekt Englisch sprechender Jugendlicher empfing. Die jungen Menschen engagieren sich, indem sie Workcamps für Jugendliche aus verschiedenen Ländern organisieren – und das trotz verschiedener Hindernisse. Derzeit droht ihnen etwa der Rauswurf aus ihren Räumen. Sowohl die Freiwilligenorganisation Leadership als auch das ebenfalls von der Delegation besuchte Institut für Jugendentwicklung (IRM) und die duale Hochschule "Kara-Balta Technical and Economic College" zeigen Jugendlichen in Kirgisistan Alternativen zur Erwerbslosigkeit und religiösen Radikalisierung auf.

Andere NGOs setzen sich in Kirgisistan für ausgegrenzte Bevölkerungsgruppen ein, zum Beispiel ältere in Armut lebende Menschen, um diesen eine bessere Gesundheitsfürsorge zu ermöglichen oder sie im Alltag zu unterstützen. Die NGO Uplift stärkt Mütter, die aus einer Notsituation heraus vor der schwerwiegenden Entscheidung stehen, ihr Kind zur Adoption freizugeben. Die NGO Babushka Adoption unterstützt insbesondere ältere Menschen ohne Verwandte, indem sie zum Beispiel kleine regelmäßige Rentenzuschüsse gewährt und auch Freizeitangebote gegen die soziale Isolation schafft. Rentnerinnen, wie etwa die alleinstehende Anna, die von ca. 60 Euro Rente im Monat lebt und deren einziger Sohn tödlich verunglückte, sind über diese Hilfe besonders dankbar.

Auch Menschen mit Behinderung leiden unter sozialer Ausgrenzung und mangelnder gesundheitlicher Versorgung. Betreuerinnen von Kindern mit Behinderungen in der besuchten integrativen Einrichtungen Ümüt-Nadjeschda berichteten von den alltäglichen Ausgrenzungen, mit denen betroffene Familien konfrontiert sind – etwa von Nachbarn, die Angst haben, durch den Anblick von Kindern mit Behinderung verhext zu werden und deshalb vorsorglich ihre Grundstücke abschirmen. Die Betreuerinnen berichteten aber auch von kleinen Hoffnungsschimmern, die diese Kinder erleben – auch Dank der finanziellen Unterstützung aus dem Ausland.

Neben den Besuchen von NGOs und Projekten hatten die Teilnehmer der Stifterreise auch Gelegenheit, die herausragende kirgisische Landschaft zu genießen. Diese gilt es zu schützen und zu bewahren, wie Vertreter der NGOs Move Green und Camp Alatoo anschaulich erläuterten. Beide Organisationen haben es sich unter anderem zur Aufgabe gemacht, über Luftverschmutzung aufzuklären und im Nationalpark Ala Archa die Biodiversität und den nachhaltigen Tourismus zu fördern.

Stifterreise nach Kirgisistan 2018
Stifterreise nach Kirgisistan 2018
Stifterreise nach Kirgisistan 2018
Stifterreise nach Kirgisistan 2018
Stifterreise nach Kirgisistan 2018
Stifterreise nach Kirgisistan 2018

 
Die folgenden NGOs und Projekte wurden im Rahmen der Stifterreise besucht:

Die genannten NGOs und Projekte freuen sich über eine Unterstützung ihrer Arbeit. Eine Spende ist ganz einfach über die International Giving Foundation möglich.

 

Wussten Sie schon?

Kirgisistan ist eines der sonnigsten Länder der Welt

Da es kaum größere bzw. wettertechnisch relevante Gewässer in der Umgebung Kirgisistans gibt, ist das Wetter in Kirgisistan sehr kontinental und überaus sonnig. Im Land werden im Schnitt mehr als 2.700 und in den sonnenreichsten Gegenden bis zu 3.000 Sonnenstunden gemessen (zum Beispiel Naryn 2.965 Sonnenstunden). Das ist das Doppelte des deutschen Durchschnitts (zum Beispiel Ruhrgebiet 1.300 Sonnenstunden) und liegt 1.000 Stunden über dem deutschen Jahresrekord.

Kirgisistan ist die Heimat der größten (natürlichen) Wallnusswälder der Welt

Kirgisistan verfügt über mehr als 630.000 Hektar ursprünglichen Wallnusswalds. Diese befinden sich vor allem im Süden des Landes in den Regionen um Osch und Dschalal-Abad.

Kirgisistan ist das Geburtsland von Vitali Klitschko

Der ehemalige Box-Weltmeister und ukrainische Politiker Vitali Klitschko erblickte am 19. Juli 1971 in Belowodskoje westlich von Bischkek das Licht der Welt. Sein Bruder Wladimir, ebenfalls berühmter Profiboxer, wurde fünf Jahre später in Semei in Kasachstan geboren.

Kirgisistan ist Kurort der "Außerirdischen"

Zur Zeit der Sowjetunion zählte der Issyk Kul neben der Schwarzmeer- und der Ostseeküste zu den beliebtesten Reisezielen. Zu dieser Zeit entstanden hier mehr als 300 Sanatorien. Besonders beliebt war der See bei den Kosmonauten: Die Raumfahrer – allen voran Juri Gagarin – erholten sich hier regelmäßig von den Strapazen der Weltraumausflüge.

Kirgisistan ist die Heimat des Apfels

Die heute auch in Deutschland weitverbreiteten Apfelsorten gehen allesamt auf den asiatischen Wildapfel zurück, der ursprünglich in Kirgisistan und im südlichen Kasachstan beheimatet ist. Die Gegend um den Issyk Kul ist heutzutage berühmt für ihre leckeren Äpfel.

Kirgisistan ist die Heimat des Schriftstellers Tschingis Aitmatow

Aitmatow wurde 1928 in Kirgisistan im Talas-Tal nahe der kasachischen Grenze geboren. Der auch in Deutschland mit seinen Werken "Dshamilja" und "Schneeleopard" sehr bekannte Schriftsteller ist der Nationalschriftsteller Kirgisistans. Noch kurz vor seinem Tod im Jahr 2008 in Nürnberg war er als kirgisischer Botschafter in Frankreich und den Benelux-Staaten aktiv.

Kirgisistan ist auch als "Schweiz Asiens" bekannt

Dies ist sicherlich weniger auf den Wohlstand seiner Bevölkerung zurückzuführen, sondern eher auf die bergige Landschaft. Mehr als 80 Prozent des Landes sind von Hochgebirge bedeckt. Und noch eine schicksalhafte Überschneidung scheint diesbezüglich erwähnenswert: Ohne die guten Bedingungen für das Gedeihen des asiatischen Wildapfels hätte Wilhelm Tell seinem Sohn wohl eine Schweizer Banane vom Kopf schießen müssen. Und wer weiß, ob es dann noch zum Rütlischwur gekommen wäre ...