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Renommierte Preise für Multiple-Sklerose-Forschung verliehen

31.07.2022

Die Roman, Marga und Mareille Sobek Stiftung ehrte pandemiebedingt ihre Preisträger der Jahre 2020 bis 2022 in einem gemeinsamen Festakt in der Stuttgarter Musikhochschule. 245.000 Euro Preisgelder für klinische und experimentelle Forschung wurden auf dem Gebiet der Multiplen Sklerose (MS) vergeben.

Der Sobek Forschungspreis ist mit einer Dotierung von 100.000 Euro die europaweit höchste Auszeichnung auf dem Gebiet der Multiple-Sklerose-Grundlagenforschung und wird für eine Lebensleistung verliehen. Preisträger des Jahres 2021 ist Prof. Dr. med. Alexander Flügel, Direktor des Instituts für Neuroimmunologie und Multiple-Sklerose-Forschung an der Universitätsmedizin Göttingen. Zum Preisträger des Jahres 2020 hatte der wissenschaftliche Beirat der Stiftung Prof. Alan J. Thompson vom Queen Square Institute of Neurology, Dekan der Faculty of Brain Sciences am University College London, gewählt. Mit Nachwuchspreisen für das Jahr 2022 und jeweils 15.000 Euro Preisgeld würdigte die Sobek Stiftung die Forschungsarbeiten von Prof. Dr. Anne-Katrin Pröbstel, Leitende Ärztin in der Neurologie am Universitätsspital Basel und Forschungsgruppenleiterin an den Departmenten Biomedizin und Klinische Forschung sowie dem Research Center for Clinical Neuroimmunology and Neuroscience der Universität Basel, und Prof. Dr. Lucas Schirmer, Geschäftsführender Oberarzt und Leiter der Sektion für Neuroimmunologie an der Neurologischen Universitätsklinik Mannheim. Den Nachwuchspreis 2020 erhielt Privatdozent Dr. Benjamin Knier von der Klinik und Poliklinik für Neurologie des Klinikums rechts der Isar der Technischen Universität München (TUM). Die jährliche Preisverleihung findet in Zusammenarbeit mit AMSEL e.V., Aktion Multiple Sklerose Erkrankter, Landesverband der DMSG, und DMSG-Bundesverband sowie unter Schirmherrschaft des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg statt.

Foto: AMSEL e.V./Frank Eppler
Prof. Alan J. Thompson (Preisträger 2020), Ministerialdirektor Dr. Hans J. Reiter (Laudator) und Prof. Dr. Alexander Flügel (Preisträger 2021) (v.li.)
Foto: AMSEL e.V./Frank Eppler
Die Preisverleihung fand in einem gemeinsamen Festakt in der Stuttgarter Musikhochschule statt.
Foto: AMSEL e.V./Frank Eppler
Dr. Markus Heuel, Mitglied der DSZ-Geschäftsleitung und Leiter des Bereichs "Consulting", übernahm die Verabschiedung.

Sobek Forschungspreis 2021 für Einblicke in das Immungeschehen direkt am Entzündungsort

Prof. Dr. med. Alexander Flügel, Sobek-Preisträger des Jahres 2021, ist international anerkannter Experte in der Grundlagenforschung zur Entstehung und Entwicklung der Multiplen Sklerose in Bezug auf immunologische Reaktionen (Immunpathogenese). Seine bahnbrechenden Ansätze zur Mikroskopie an lebenden Organismen (Intravitalmikroskopie) schafften die Voraussetzungen zur direkten Beobachtung von autoimmunologischen Prozessen im zentralen Nervensystem (ZNS) bei experimentellen Krankheitsmodellen der MS. Seine vielfältigen Erkenntnisse haben zu neuen Sichtweisen der MS-Immunpathogenese geführt und haben das Potenzial, die verschiedenen Stadien der Krankheitsprozesse klarer abgegrenzt zu definieren, um sie therapeutisch effizienter zu beeinflussen.

Es gelang ihm als erstem, die Bewegungsmuster krankmachender (pathogener) T-Zellen bis zur Überwindung der Blut-Hirn-Schranke darzustellen. Seine Methode erlaubt den direkten Blick auf das Geschehen an den Entzündungsorten im ZNS. Erstaunlich auch seine Entdeckung, dass autoaggressive T-Zellen fast mühelos durch das dichte Nervengewebe manövrieren können, bis sie auf lokale Makrophagen treffen und von diesen aktiviert werden. Dies führt zu einer immunologischen Kettenreaktion, die letztendlich den Beginn der Krankheit markiert. Prof. Flügel forscht und lehrt an der Universität Göttingen.

 

Sobek Forschungspreis 2020 für Meilensteine in der Diagnostik der progredienten MS

Prof. Alan Thompson leistete Pionierarbeit bei der Aufklärung der besonders schwer verlaufenden und bis heute nur begrenzt therapierbaren primär progredienten Form der MS. Er hat entscheidend dazu beigetragen, die lange Jahre gültigen McDonald-Kriterien der verschiedenen MS-Verlaufsformen zu erweitern und für Neurologen weltweit verbindlich zu definieren. Diese erweiterten "McDonald-Kriterien" bilden die Basis für die klinischen Therapiestudien der letzten zwei Jahrzehnte, die einen differenzierteren Einsatz der modernen Therapie-Optionen ermöglicht haben. 

Ministerialdirektor Dr. Hans J. Reiter, Amtschef des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg, würdigte die Preisträger in seinen Laudationes: "Ihre Arbeiten sind wichtige Puzzleteile, um die Krankheit Multiple Sklerose, ihre Entstehung und ihre Mechanismen zu erkennen und zu verstehen. Auf Ihrer Arbeit, auf den Ergebnissen Ihrer Forschungen ruht die Hoffnung von 2,5 Millionen MS-Kranken weltweit, die heute noch mit der unberechenbaren Erkrankung leben müssen. Auch dank Ihrer Forschungen wird diese Krankheit hoffentlich eines Tages heilbar sein. Die Verleihung des Sobek Forschungspreises für Ihre Lebensleistung unterstreicht die Bedeutung Ihrer Forschung und Ihrer herausragenden wissenschaftlichen Arbeit und unterstützt mit dem Preisgeld Ihr weiteres Engagement."

 

Sobek Nachwuchspreise der Jahre 2020 und 2022

Mit den diesjährigen Nachwuchspreisen wurde zum einen Prof. Dr. Anne-Katrin Pröbstel für ihre wissenschaftliche Arbeit im Bereich der B-Zell-vermittelten Autoimmunerkrankungen des zentralen Nervensystems ausgezeichnet. Zum anderen ihr Kollege und bisweilen Co-Autor von wissenschaftlichen Arbeiten, Prof. Dr. Lucas Schirmer. Ihm gelang es unter Anwendung der neuesten Techniken von Einzelzellsequenzierungsverfahren, neue zelltypspezifische Krankheitsmechanismen zu identifizieren. Ziel der Arbeiten beider Nachwuchspreisträger ist ein besseres Krankheitsverständnis der MS und die Identifizierung neuer potenziell therapeutischer Zielstrukturen im Gewebe.

2020 hatte die Sobek Stiftung Privatdozent Dr. Benjamin Knier von der Klinik und Poliklinik für Neurologie des Klinikums rechts der Isar der Technischen Universität München (TUM) mit dem Nachwuchspreis ausgezeichnet. Ihm war mittels Optischer Kohärenztomografie (OCT) der Nachweis gelungen, dass bereits im Vorstadium der MS sichtbare Veränderungen der Netzhaut auftreten, die Hinweise auf den späteren Krankheitsverlauf geben können. 

Die Sobek Stiftung verleiht ihre Forschungspreise jährlich auf Vorschlag eines wissenschaftlichen Beirates. Beim diesjährigen Festakt ehrte die Stiftung erneut führende Wissenschaftler, die mit ihren Forschungsergebnissen neue Perspektiven für die Diagnose und Therapie der MS als Autoimmunerkrankung eröffnen. Seit dem Jahr 2000 investierte die Sobek Stiftung mehr als 2,8 Millionen Euro zugunsten der MS-Grundlagenforschung.

Multiple Sklerose (MS) ist die häufigste Erkrankung des Zentralnervensystems. Aus bislang noch unbekannter Ursache werden die Schutzhüllen der Nervenbahnen an unterschiedlichen Stellen angegriffen und zerstört, Nervensignale können in der Folge nur noch verzögert oder gar nicht weitergeleitet werden. Die Symptome reichen von Taubheitsgefühlen über Seh-, Koordinations- und Konzentrationsstörungen bis hin zu Lähmungen. Die bislang unheilbare, aber mittlerweile behandelbare Krankheit bricht gehäuft zwischen dem 20. und 40. Lebensjahr aus. In Deutschland leiden rund 250.000 Menschen an MS. Weltweit sind schätzungsweise 2,8 Millionen Menschen an MS erkrankt.

Die Roman, Marga und Mareille Sobek Stiftung aus Renningen, Baden-Württemberg, zeichnet mit dem Sobek Forschungspreis jährlich seit dem Jahr 2000 richtungsweisende Leistungen von Wissenschaftlern an Hochschulen und außeruniversitären Forschungseinrichtungen im Bereich der Multiplen Sklerose und der dazugehörenden Grundlagenforschung aus Entscheidungskriterien sind allein Qualität und Exzellenz der Forschungsleistung. Es kann sowohl eine außerordentliche wissenschaftliche Einzel- als auch eine Gesamtleistung gewürdigt werden. Darüber hinaus kann ein Nachwuchspreis verliehen werden. Die Sobek Stiftung verleiht ihren Forschungspreis auf Vorschlag eines wissenschaftlichen Beirates in Zusammenarbeit mit der AMSEL, Aktion Multiple Sklerose Erkrankter, Landesverband der DMSG in Baden-Württemberg e.V. und der Deutschen Multiple Sklerose Gesellschaft, Bundesverband e.V. (DMSG). Die Schirmherrschaft für die Preisverleihung hat das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst in Baden-Württemberg.

Die AMSEL, Aktion Multiple Sklerose Erkrankter, Landesverband der DMSG in Baden-Württemberg e.V. ist professioneller und unabhängiger Fachverband, Selbsthilfeorganisation und Interessenvertretung für MS-Kranke in Baden-Württemberg. Die Ziele der AMSEL: MS-Kranke informieren und ihre Lebenssituation nachhaltig verbessern. Dazu hat AMSEL ein umfangreiches Dienstleistungsangebot aus individueller Beratung, aktuellen Informationen und Austausch auf ihrer Website und den AMSEL-eigenen sozialen Plattformen, Veranstaltungen und umfangreichen Publikationen erarbeitet. Der AMSEL-Landesverband hat rund 7.400 Mitglieder und über 60 AMSEL-Gruppen in ganz Baden-Württemberg. Schirmherrin der AMSEL war von 1982 bis 2022 Ursula Späth.

Die Deutsche Multiple Sklerose Gesellschaft mit Bundesverband, 16 Landesverbänden und derzeit rund 830 örtlichen Kontaktgruppen ist eine Gemeinschaft von MS-Erkrankten, ihren Angehörigen, knapp 4.000 engagierten ehrenamtlichen Helfern und 290 hauptberuflichen Mitarbeitern. Insgesamt hat die DMSG rund 44.000 Mitglieder. Mit ihren umfangreichen Dienstleistungen und Angeboten ist sie heute Selbsthilfe- und Fachverband zugleich, aber auch die Interessenvertretung MS-Erkrankter in Deutschland. Schirmherr des DMSG-Bundesverbandes ist Christian Wulff, Bundespräsident a.D.