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Ein Tochterunternehmen des Stifterverbandes

"Ich fühle mich sehr willkommen"

Matthias Schmolz (Foto: Sven Lorenz)
Foto: Sven Lorenz
DSZ-Geschäftsführer Matthias Schmolz im Interview

Seit Beginn dieses Jahres verstärkt Matthias Schmolz die oberste Führungsebene des Deutschen Stiftungszentrums (DSZ) und des Stifterverbandes. Als Geschäftsführer und stellvertretender Vorsitzender der Geschäftsleitung des DSZ verantwortet er unter anderem die Bereiche Vermögensmanagement, Rechnungswesen, IT und Controlling. Zugleich übernimmt er als Geschäftsführer beim Stifterverband, zu dem das DSZ als Tochter gehört, die neu geschaffene Position des Kaufmännischen Leiters. Zuvor war Matthias Schmolz Kanzler und Geschäftsführer der Zeppelin Universität in Friedrichshafen sowie viele Jahre beim SPIEGEL-Verlag tätig, unter anderem als Verlagsleiter sowie als Geschäftsführer von SPIEGEL Online und SPIEGEL TV.

Herr Schmolz, Sie übernehmen eine Doppelfunktion bei DSZ und Stifterverband. Rücken Mutter- und Tochterorganisation nun noch näher zusammen?
Zunächst einmal bedeutet diese Doppelfunktion für mich eine zusätzliche Aufgabe – und davor habe ich Respekt. Diese neue Funktion ist inhaltlich natürlich gut begründet: Das Deutsche Stiftungszentrum ist ein ganz wichtiger Teil des Stifterverbandes und ohne den Stifterverband nicht zu denken wie umgekehrt der Stifterverband für das DSZ von großer Bedeutung ist. Zudem arbeiten Mutter und Tochter bereits an zahlreichen Stellen sehr eng und sehr gut zusammen, und es gibt viele Themen und Strukturen, bei denen es Überschneidungen gibt. Die Notwendigkeit eines weiteren Zusammenrückens sehe ich erst einmal nicht. Für mich wird die Kunst nun sein, beiden Aufgaben gerecht zu werden.

Welche Bedeutung hat die enge Anbindung des DSZ an den Stifterverband für Stifterinnen und Stifter?
Die Anbindung des Deutschen Stiftungszentrums an den Stifterverband macht das DSZ für die Stifterinnen und Stifter noch attraktiver. Der Stifterverband unterstützt die Arbeit des DSZ – denn die Kollegen dort besitzen sehr viel Kompetenz für Themen, die auch für unsere Stifter von Bedeutung und Interesse sind. Ich glaube, dass wir damit in einen noch tieferen und fruchtbareren Dialog mit unseren Kunden einsteigen können – zum Beispiel zu Themen, die die Zivilgesellschaft und damit wichtige Anliegen vieler Stiftungen berühren.

Bevor Sie zu uns gewechselt sind, waren Sie fünf Jahre lang als Kanzler und Kaufmännischer Geschäftsführer der Zeppelin Universität in Friedrichshafen tätig. Welche Aspekte aus dieser Zeit sind für Ihre neuen Aufgaben von Bedeutung?
Die Zeit an der Zeppelin Universität war für mich sehr bereichernd. Für meine jetzige Arbeit sind vor allem zwei Aspekte von Bedeutung: Zunächst gleichen sich die internen Prozesse, es geht um ähnliche Frage- und Aufgabestellungen. Zudem habe ich in Friedrichshafen viel mit Stiftungen zusammengearbeitet – die Universität verdankt Stiftungen zu einem ganz maßgeblichen Teil ihre Finanzierung. Die Studiengebühren selbst machen nur etwa ein Drittel der Einnahmen aus. Ich habe dort also intensiv die Arbeit, die Interessen und auch die Fragen von Stiftungen kennengelernt, was mir nun natürlich entgegenkommt.

Vermissen Sie den Bodensee?
Ja, ehrlicherweise vermisse ich den Bodensee etwas, und das hätte ich vorher gar nicht gedacht. Als ich an den Bodensee zog, kannte ich die Region kaum. Es ist wirklich eine tolle Landschaft, das Wasser, die Berge – ich habe dort sehr gerne gelebt. Gleichzeitig bin ich aber positiv überrascht, wie grün und lebenswert es in Essen ist – und es ist schön, in einer kulturell so vielfältigen Region wie dem Ruhrgebiet zu arbeiten.

Vor Friedrichshafen hatten Sie verschiedene Positionen beim SPIEGEL-Verlag inne. Über 20 Jahre waren Sie dort, zuletzt als Verlagsleiter sowie als Geschäftsführer verschiedener Töchter – eine lange und sicher intensive Zeit. Was hat sie am meisten geprägt?
Die sicherlich wichtigste Erfahrung beim SPIEGEL war, dass ich über die Jahre eine Organisation aus vielen verschiedenen Perspektiven kennengelernt habe – sei es eher inhaltlich geprägt in der Redaktion oder Dokumentation, sei es aus der Perspektive des Managements. Außerdem gab es dort eine Fülle von sehr spannenden Projekten: Das für mich markanteste war das Neubauprojekt des Verlagsgebäudes, das ich von Beginn an bis zum Einzug verantwortet habe, was eine herausragende Erfahrung für mich war. Sehr wertvoll war zudem, dass ich SPIEGEL ONLINE mitgestalten konnte und erleben durfte, wie Dinge entstehen, größer werden und schließlich Erfolg haben. Aber es gab auch Themen, bei denen sich das Umfeld so stark änderte, dass große Herausforderungen und Restrukturierungsaufgaben anstanden, wie etwa bei SPIEGEL TV. Beide Erfahrungen waren – neben unzähligen anderen – wichtig für mich.

Sie erwähnten es: SPIEGEL TV stand vor einigen Herausforderungen, als Sie die Geschäftsführung übernahmen – Sie waren maßgeblich am Umstrukturierungsprozess beteiligt, der SPIEGEL TV wieder schwarze Zahlen einbrachte. Auch an der Zeppelin Universität traten Sie kein leichtes Amt an. Was braucht es Ihres Erachtens dafür, um nötige Veränderungen zu erkennen und ggf. beherzt eingreifen zu können?
Am Anfang steht immer erst einmal eine sorgfältige Analyse – über Dokumente, Zahlen und natürlich auch über die Menschen, die das Geschäft betreiben. Ich glaube, dass es darauf ankommt, sich möglichst schnell eine möglichst umfassende Perspektive zu erarbeiten und dabei ganz verschiedene Blickwinkel aufzunehmen, also beispielsweise auch die Sicht der Kunden zu berücksichtigen. Sehr wichtig ist zudem, den ganzen Sachverstand und die Energie derjenigen einzubeziehen, die in der Organisation beschäftigt sind, und das ja zum Teil schon sehr lange. Ich habe es immer wieder erlebt, dass in den Teams schon so viele tolle Ideen und Lösungsansätze für vorhandene Probleme existierten, dass ich darauf sehr gut aufbauen konnte und externe Expertise nicht immer nötig war.

Auch die Stiftungsbranche musste sich in den vergangenen Jahren vielen Herausforderungen stellen: Die Niedrigzinsphase sorgt für sinkende Erträge und damit für ein geringeres Fördervolumen. Welche Ansätze werden für das Vermögensmanagement von Stiftungen künftig wichtig?
Das ist in der Tat ein großes Thema für die allermeisten Stiftungen. Die Niedrigzinsphase ist leider kein vorübergehendes Phänomen, sondern eine längerfristige Entwicklung, die zu einem maßgeblichen Anteil noch nicht einmal auf die Notenbankpolitik und die Bewältigung der Pandemie-Krise zurückzuführen ist. Es ist eine große Herausforderung für Stiftungen, sich dauerhaft auf etwas niedrigere Ertragschancen einzustellen und gleichzeitig solide, verantwortungsvoll und berechenbar zu wirtschaften. Darauf stellen wir uns mit unseren Modellen in der Vermögensanlage ein und denken etwa den Aspekt der Wertsicherung mit. Wir sind mit unseren Kunden und den Fondsmanagern in sehr intensiven Gesprächen und erarbeiten neue Vorschläge, die wir mit dem uns beratenden Anlagebeirat sorgfältig besprechen werden. Wir möchten das Anlagespektrum erweitern, ohne zu viele Risiken einzugehen. Glücklicherweise sind wir sehr gut aufgestellt, haben ein ausgezeichnetes Fachwissen im Team und haben auch unter schwierigen Bedingungen wirklich gute Resultate erzielt. Natürlich gib es auch mal Rückschläge, aber dann kommt es darauf an, in einer sorgfältigen gemeinsamen Analyse zu den richtigen, für die Stiftungen passenden Schlussfolgerungen zu kommen. Da sehe ich uns überall auf einem sehr guten Weg.

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Matthias Schmolz (Foto: Sven Lorenz)
Foto: Sven Lorenz

Da wir gerade vom Wandel sprechen: Auch das DSZ befindet sich mitten in vielfältigen Veränderungen. Die IT-Abteilung, die in Ihrem Verantwortungsbereich liegt, betreut gemeinsam mit einer Projektgruppe einen umfangreichen Digitalisierungsprozess. Noch in diesem Jahr soll der Umbau der DSZ-Zentrale in Essen erfolgen, bei dem neben neuen Arbeitswelten auch Umweltaspekte eine Rolle spielen werden. Digitalisierung, New Work, Nachhaltigkeit. Welche Zukunftsthemen sehen Sie noch auf das DSZ und seine Kundinnen und Kunden zukommen? 
Ich glaube, damit haben Sie die großen Themen bereits angesprochen. Der Stifterverband und auch das DSZ sollten und können den Anspruch haben, Flaggschiff in einer digitalen Welt zu sein und für den gesamten Bereich der Gemeinnützigkeit an Lösungen mitzuarbeiten und selber auch vorzuleben, wie Digitalisierung umgesetzt werden kann. Da sind wir auf dem Weg, aber ganz sicher noch nicht am Ziel – zumal das Thema ja eine Fülle von Projekten umfasst. Das Thema Nachhaltigkeit hat sehr viele Komponenten – im weiteren Sinne die ökologische und soziale Nachhaltigkeit, die bei uns im Vermögensmanagement von großer Bedeutung ist. Nachhaltigkeit meint natürlich auch die langfristige Wirksamkeit – ein Thema, das für den Stifterverband eine große Rolle spielt und ja auch für die von uns betreuten Stiftungen sehr relevant ist: Wie kann das jeweilige Stiftungshandeln am besten in die Gesellschaft hineinwirken? Diesen Themen fühlen wir uns verpflichtet. Dazu gehört auch, das Licht nicht unter den Scheffel zu stellen, sondern vielmehr kommunikativ aktiv zu sein und dafür zu sorgen, dass diese Leuchttürme sichtbar werden.

Und für welche Zukunftsthemen brennen Sie? Auf welche Aufgabe freuen Sie sich am meisten?
Auch hier möchte ich die beiden Themen Digitalisierung und Nachhaltigkeit nennen. Wir planen ja derzeit den Umbau bzw. die Erweiterung der Essener Zentrale. Der Erfolg dieses Projektes sollte sich nicht nur daran messen lassen, dass wir mit den Mitteln sparsam wirtschaften, sondern dass wir auch bei der Nachhaltigkeit einen guten Schritt vorankommen. Bei den vorgesehenen neuen Arbeitswelten sollten wir die Konsequenzen eines stärker digitalisierten Arbeitens klug mitbedenken. Denn es wird beides zusammengehören: in den Teams eng, gut und kollegial zusammenzuarbeiten und zugleich die Möglichkeiten der digitalen Welt optimal zu nutzen.

Sie sind seit Januar an Bord – Ihre Einarbeitung, Ihre Termine und das Kennenlernen der neuen Kolleginnen und Kollegen passieren wegen Corona zumeist auf dem digitalen Wege. Gelingt das gut?
In den ersten beiden Wochen hatten wir glücklicherweise noch relativ viele Präsenztermine, was mir sehr geholfen hat. Ansonsten habe ich natürlich auch im vergangenen Jahr schon viel Erfahrungen im Homeoffice, mit Videokonferenzen etc. gesammelt. Es ist wichtig, auch die Besonderheiten dieser Art der Kommunikation zu berücksichtigen. Ansonsten habe ich festgestellt, dass es hier eine wunderbare Gesprächskultur gibt, in der wirklich zugehört wird und in der sich viele in die Diskussionen einbringen. Dazu gehört auch, dass meine Gesprächspartner immer herausragend vorbereitet sind und sich im Vorfeld viele Gedanken über mein Onboarding gemacht haben. Das zeigt mir, dass wir hier eine lebendige Gemeinschaft sind, die sehr wertschätzend und respektvoll miteinander umgeht. Ich fühle mich sehr willkommen.

Eine letzte Frage: Welche Bedeutung hat es für Sie, nun im Dritten Sektor tätig zu sein?
Das hat in der Tat eine sehr große Bedeutung für mich, denn in meinem ganzen Berufsleben hat mich immer sehr interessiert, in welchen Kontexten ich arbeite, wofür ich arbeite. Auch wenn die Inhalte bei meinen Aufgaben nicht immer unmittelbar im Vordergrund standen, sondern oft eher die Organisation und die Finanzen, habe ich immer sehr gerne auch an den strategischen und inhaltlichen Fragestellungen mitgewirkt. Das ist auch hier so, und ich bin sehr dankbar für diese Chance. Der Dritte Sektor hat eine überragende Bedeutung für unsere Gesellschaft – diese Überzeugung hatte ich schon immer. Gerade bei den aktuellen gesellschaftlichen Herausforderungen kommt dem Dritten Sektor eine noch größere Bedeutung zu – der Staat alleine kann keinesfalls alles übernehmen und lösen. Eine Fülle von Aufgaben kann aus dem privaten Sektor heraus besser, agiler, vielfältiger übernommen werden – und daran wirke ich sehr gerne mit.

Herr Schmolz, haben Sie herzlichen Dank für das Gespräch!

Das Gespräch führte Anke Meis.