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Ein Tochterunternehmen des Stifterverbandes

Wie Stiftungen ihr Vermögen nachhaltig anlegen können

Stiftungen erkennen ihren Kapitalstock zunehmend als Teil ihrer Ressourcen an und setzen diesen zur Verwirklichung des Stiftungszwecks sowie zur Erreichung der Nachhaltigen Entwicklungsziele ein.

Beitrag von Dr. Katharina Franziska Braig LL.M. und Dr. Stefan Stolte

Vor zehn Jahren musste die Bill & Melinda Gates Foundation schmerzhaft erfahren, wie imageschädlich das "blinde Investieren" ohne Rücksicht auf soziale und ökologische Aspekte sein kann: Journalisten hatten offengelegt, dass einige der durch die Stiftung getätigten Investitionen in direktem Widerspruch zu dem Förderzweck der Stiftung standen. Während die Stiftung auf der einen Seite Programme zur Förderung der Gesundheit von Kindern im Nigerdelta finanzierte, investierte sie auf der anderen Seite in Ölkonzerne, die in derselben Region die bei der Ölförderung anfallenden Gase abfackelten, um ihre Gewinne zu optimieren. Mediziner gehen davon aus, dass der dabei entstehende Rauch die Ursache für dort weitverbreitete Atemwegserkrankungen ist. Seitdem hat sich die Bill & Melinda Gates Foundation zur Vorreiterin im Mission Investing etabliert. Aber was hat es damit auf sich?

Und wie kann Mission Investing zur Erreichung der Ende September 2015 von den Mitgliedsstaaten der Vereinten Nationen verabschiedeten Nachhaltigen Entwicklungsziele (Sustainable Development Goals – SDGs) beitragen?

Vermögensanlage (Foto: Pexels)
Foto: Pexels

Was versteht man unter Mission Investing?

Mit Mission Investing ("zweckbezogenes Investieren") wird ein stiftungsspezifischer Anlagestil bezeichnet, bei dem nicht nur die Fördermittel einer Stiftung für die Erreichung des Stiftungszwecks eingesetzt werden, sondern auch ihr Stiftungsvermögen (Kapitalstock oder andere freie Mittel, bis hin zu Erträgen) in Finanzanlagen investiert wird, die zum Zweck der Stiftung positiv beitragen, das angelegte Kapital erhalten und möglichst eine Rendite erwirtschaften. Die Grenzen zum Impact Investing und zum Investieren nach ethischen Kriterien verschwimmen dabei zunehmend. Beim Impact Investing wird das Stiftungskapital für einen unmittelbaren positiven Impact genutzt. Beim Investieren nach ethischen Kriterien kommt der aktiven und nachweisbaren Beachtung der gesellschaftlichen Wirkung der Investition eine entscheidende Rolle zu (Positives Screening). Dem stehen andere nachhaltige, jedoch passive Anlagestrategien gegenüber, bei der bestimmte Investitionen, zum Beispiel in Unternehmen, welche Kinderarbeit billigend in Kauf nehmen, aufgrund von bestimmten Kriterien ausgeschlossen werden (Negatives Screening). Sowohl Mission Investing, als auch Impact Investing oder Investieren nach ethischen Kriterien können sich so positiv auf die Erreichung der SDGs auswirken.

 

Wie kann eine nachhaltige Mission-Investing-Praxis aussehen?

In Deutschland ist zum Beispiel die Stiftung Nord-Süd-Brücken seit vielen Jahren bemüht, ihre ca. 17 Millionen Euro Vermögen im Einklang mit dem Stiftungszweck zu investieren. Die Stiftung legt daher nicht nur ihre Investitionen vollständig offen, sondern kauft auch nur Wertpapiere, die gewisse Kriterien erfüllen. So werden zum Beispiel Werte aus der Rüstungs-, Agrochemie- oder Tabakindustrie nicht aufgenommen. Vorrang erhalten hingegen Investitionen in Unternehmen, die Positivkriterien erfüllen und zum Beispiel zur Lösung gesellschaftlicher Probleme einen Beitrag leisten. Zudem setzt sich die Stiftung über eine Stimmrechtsausübung aktiv im Sinne menschenwürdiger Arbeitsverhältnisse in der Zulieferindustrie ein. Dazu gibt sie die Stimmrechte auf ihre Aktien der Unternehmen Puma und adidas an das INKOTA-Netzwerk e.V. und die Kampagne für Saubere Kleidung. 

Auch die Umweltstiftung Greenpeace verfolgt eine Anlagenstrategie, mit der sie nicht nur ihr Geld verzinst anlegt, sondern auch im Sinne ihres Stiftungszwecks – dem Umwelt- und Naturschutz – wirken lässt. So hat die Stiftung ihr Vermögen in einen festverzinslichen Sparbrief angelegt und den Verwendungswunsch "regenerative Energien" vorgegeben. So konnte eine Solardachanlage eines Biobauernhofs auf Usedom finanziert werden, der heute zu 100 Prozent seine eigene Energie bezieht. 

Derartige Bemühungen von einer wachsenden Zahl von Stiftungen, Mittelverwendung und Kapitalanlage in Einklang zu bringen, sind auch für die Erreichung der SDGs dienlich.

Kontakt

Stefan Stolte (Foto: Sven Lorenz)

RA Prof. Dr. Stefan Stolte

ist Mitglied der Geschäftsleitung des Deutschen Stiftungszentrums und leitet dort den Bereich "Stiftungsmanagement".

T 0201 8401-116

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