Es gilt heute als gesichert, dass das Zusammenspiel aus vermehrter Stoffwechselaktivität und unzureichender lokaler Durchblutung zu einer Ansammlung von Stoffwechselabfallprodukten führt, die für gesunde Zellen ungünstig ist. Der resultierende Säurestress fördert die Instabilität gesunder Zellen und erhöht deren Entartungsrisiko. Anders ausgedrückt: Chronisch erniedrigte pH-Werte (sog. Acid Stress) und anaerober Stoffwechsel begünstigen die Bildung und das Wachstum von Tumoren. Ein zentrales Element, das Einfluss auf den Säure-Basen-Haushalt hat, ist die Ernährung. Somit könnte sie ein wertvoller Baustein in der Prävention und Therapie von Krebserkrankungen sein – insbesondere solchen, bei denen außer der chirurgischen Tumorentfernung noch keine vielversprechenden kurativen Ansätze existieren. Hierzu zählt das Pankreaskarzinom.
Das Projekt von PD Dr. Maximilian Storz, Universitätsklinikum Freiburg, setzt dort an. Unterstützt wird er unter anderem von Prof. Dr. Roman Huber, ebenfalls Universitätsklinikum Freiburg, und Dr. Alvaro Ronco, einem der führenden Krebsepidemiologen Lateinamerikas und dem langjährigen Leiter des Nationalen Krebsregisters in Uruguay. Aus der Forschung ist bekannt, dass der Anteil an sog. Basen- bzw. Säurenvorläufern in Lebensmitteln einen wichtigen Einfluss auf den pH-Wert hat. Aus ernährungsphysiologischer Sicht sind vor allem die Alkalisalze als Basenvorläufer (zum Beispiel Natrium- oder Kalziumcitrate) wertvoll, da bei deren Verstoffwechselung Protonen gebunden werden, was dem Säurestress entgegenwirkt. Alkalisalze finden sich hauptsächlich in Gemüse und Obst, während mit Fleischprodukten vor allem die ungünstigen Säurevorläufer aufgenommen werden. Aufgrund eigener Vorarbeiten halten PD Dr. Storz und Team daher die lacto-ovo-vegetarische Ernährung mit zusätzlicher Alkali-Versorgung als am besten geeignet für Krebspatientinnen und Krebspatienten.
Geplant ist eine randomisiert-kontrollierte Studie mit 85 Patientinnen und Patienten mit metastasiertem bzw. inoperablem Pankreaskarzinom. Zusätzlich zur onkologischen Standardtherapie erhalten die Teilnehmenden über einen Zeitraum von zwölf Monaten entweder die von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung und der Bayerischen Krebsgesellschaft empfohlene proteinreiche Ernährung (1,5 bis 2 g pro kg Körpergewicht) oder eine vegetarische Ernährung mit täglichem Proteinziel von 1,2 g pro kg Körpergewicht in Kombination mit Alkali-Supplementen (6 g/Tag). Ziel ist es, durch die Alkalisierung der Mikroumgebung des Tumors (sog. Tumor Microenvironment) das Ansprechen auf die onkologische Leitlinien-Therapie und damit die Prognose der Betroffenen zu verbessern. Primärer Zielparameter ist der Urin-pH; ebenso erfasst werden die kumulative Überlebenswahrscheinlichkeit, der Verlauf des Tumormarkers CA19-9 sowie die Auswirkungen auf die Lebensqualität, Angst und Depression.
Die Dauer beider Projekte ist auf drei Jahre angelegt, die Ergebnisse werden Anfang 2029 erwartet.