Der Amazonas ist Herz und Lunge des Weltklimas und geht uns alle an. Laut aktuellem Global Tipping Points Report steht er jedoch kurz davor, einen irreversiblen Kipppunkt zu erreichen. Was können Stiftungen, Organisationen und Politik und Öffentlichkeit, was können wir alle tun, um Sie zu unterstützen?
Alle Stiftungen können helfen, national und auch international die prekäre Lage des Amazonasgebietes kurz vor dem irreversiblen Kipppunkt zu betonen und Handlungen zu seiner Rettung in letzter Sekunde zu verlangen. Besonders gefordert sind derzeit gesellschaftlich, wirtschaftlich und politisch einflussreiche Organe, die auf unsere und andere Regierungen einwirken können, um sie zum Handeln zu zwingen. Der Druck auf die peruanische Regierung muss wirtschaftlich und politisch von außen erfolgen. Die Androhung von Sanktionen kann hier helfen, doch die Hilfe muss schnell erfolgen, sonst ist es um die grüne Lunge und den Klimastabilisator Amazonasregenwald geschehen. Das konkrete Praxisbeispiel von Panguana und Umgebung ist dafür ein guter Aufhänger, der emblematisch die Dringlichkeit einer baldigen Lösung verdeutlicht.
Vom 10. bis 21. November 2025 findet die 30. Weltklimakonferenz am Tor des Amazonas im brasilianischen Belém statt. Haben Sie Hoffnung, dass dort konkret etwas erreicht wird?
Viel Hoffnung mache ich mir ehrlich gesagt leider nicht, zu kontrovers sind immer noch die verschiedenen Positionen vieler Länder, zu zögerlich die Entscheidungen. Wenn es wieder nur bei Absichtserklärungen und Zielumsetzungen in weiter Zukunft bleibt, wird auch die COP30 in Belém keinen Durchbruch bringen. Der Thematik des illegalen Bergbaus und der illegalen Goldwäscherei sollte auf jeden Fall viel mehr Bedeutung beigemessen werden als es bislang der Fall ist.
Eine letzte Frage: Die Goldschürfer scheuen auch vor Gewalt nicht zurück. Haben Sie manchmal Angst um sich und die Sicherheit der Forschenden und Mitarbeitenden vor Ort?
Wir sind inzwischen offen bedroht worden, unser Verwalter hat per WhatsApp Morddrohungen erhalten, und eine Übernahme unseres Geländes wurde angekündigt. Nachdem die Behörden sich nicht bewegten und auch der erbetene Personenschutz trotz Einsatz des Justizministeriums nicht gewährt wurde, sahen wir uns gezwungen, auf die Dienste eines privaten Sicherheitsunternehmens zurückzugreifen. So konnte die uns im Oktober begleitende Forschergruppe in Ruhe ihrer Arbeit nachgehen, und wir alle sind wohlbehalten zurückgekehrt. Doch dies ist nur eine vorübergehende Notlösung, die weder die bestehende Problematik löst noch die permanente Bedrohung beendet. Daher bin ich sehr besorgt um das Wohl unserer Angestellten vor Ort.
Das Projektgelände der Panguana Stiftung umfasst aktuell etwa 2.500 Hektar. Rund 85 Prozent sind von Primärwald bedeckt und zum Glück weiterhin unangetastet. Die Zerstörungen beschränken sich auf einen Bereich, durch den der Fluss Yuyapichis fließt. Ihre Renaturierung wird trotzdem sicher lange dauern.
Doch Panguana beherbergt auch eine international anerkannte und zunehmend gern besuchte Forschungsstation, die es zu erhalten und auszubauen gilt. Es kann nicht sein, dass all das durch eine rücksichtslose, unverantwortliche und in ihrer Geldgier fast über Leichen gehende Gruppierung von nur auf Profit bedachten Umweltzerstörern gefährdet wird. Dagegen müssen wir unvermindert und ohne Zögern vorgehen, und wir hoffen auf zahlreiche Unterstützung und Aufrufe in den Medien und auf allen weiteren Ebenen.
Deutsche und peruanische Ministerien haben 2022 eine Klimapartnerschaft unterzeichnet, in der sich beide Länder unter anderem dazu verpflichten, das Amazonasgebiet zu erhalten und zu schützen. Auch auf die Umsetzung dieser bilateralen Verpflichtung und die große Verantwortung beider Partner sollte immer wieder hingewiesen werden!