
Dr. Laura Hausmann
ist Stiftungsmanagerin und stellvertretende Leiterin des Teams "Wissenschaft, Umwelt, Kultur und Internationales".
T 0201 8401-199
Seit 2019 fördert die Hermann und Lilly Schilling-Stiftung Prof. Dr. Christian Geis und seine neuroimmunologische Forschung am Universitätsklinikum Jena. Jetzt hat sich die Stiftung vor Ort von den Fortschritten überzeugt – und setzt die Unterstützung fort.
30. September 2025
Jede der etwa 100 Milliarden Nervenzellen, aus denen unser Nervensystem besteht, hat schätzungsweise tausend Verknüpfungen mit anderen Nerven- oder auch Körperzellen. Erst diese Schaltstellen zwischen den Zellen, die Synapsen, machen das Nervensystem zu unserem universellen Zentralrechner. Entsprechend fatal können sich Krankheitsprozesse auswirken, die die Bildung oder Funktion von Synapsen beeinträchtigen. Eine Vielzahl neurologischer und auch psychiatrischer Erkrankungen gehört dazu. "Unser Augenmerk liegt auf den Synaptopathien, die durch Autoimmun- und Entzündungsprozesse verursacht werden", betont Prof. Dr. Christian Geis. Mit Förderung der Hermann und Lilly Schilling-Stiftung hat er seit 2019 am Universitätsklinikum Jena die Sektion "Translationale Neuroimmunologie" aufgebaut und etablierte Synaptopathien als einen wissenschaftlichen Schwerpunkt der Jenaer Neurologie.
Ein zentrales Thema dabei sind autoimmun-bedingte Gehirnentzündungen, die sich unter anderem mit psychotischen Symptomen, Epilepsie und Gedächtnisstörungen manifestieren können und bei denen fehlgeleitete Antikörper körpereigene Strukturen im zentralen Nervensystem angreifen. Die Entstehung und Auswirkungen solcher Autoantikörper untersucht die von Christian Geis koordinierte DFG-Forschungsgruppe SYNABS, die im vergangenen Jahr in die zweite Förderperiode startete. Die Gruppe konnte für verschiedene Formen der Erkrankungen bereits zentrale molekulare Mechanismen entschlüsseln und damit neue Therapieansätze aufzeigen, bis hin zur Entwicklung eines potenziellen Therapeutikums. Zur Untersuchung molekularer und zellulärer Prozesse setzen die Forschenden verschiedenste Methoden ein, darunter modernste Bildgebungs- und Messmethoden, wie etwa höchstauflösende Fluoreszenzmikroskopie und elektrophysiologische Techniken.
Dem translationalen Forschungsansatz der Sektion folgend fließen diese Ergebnisse der Laborforschung in klinische Anwendungsprojekte ein. So leitet Christian Geis die erste klinische Therapiestudie für Autoimmun-Enzephalitis in Deutschland. Die kontrollierte und randomisierte Doppelblindstudie an zehn Zentren testet die Wirksamkeit und Sicherheit von Bortezomib. Dieser eigentlich bei Blutkrebserkrankungen eingesetzte Wirkstoff richtet sich gegen Zellen mit hoher Proteinproduktion wie zum Beispiel Plasmazellen, die auch für die Produktion der krankheitsauslösenden Autoantikörper verantwortlich sind.
Ein weiteres Forschungsthema, das die inzwischen auf über 20 Forschende angewachsene Gruppe bearbeitet, sind neuroinflammatorische Prozesse nach Infektionen oder Sepsis, die das Gehirn langfristig schädigen können, oder entzündungsbedingten Schädigungen der Synapsen bei Alterungs- und degenerativen Prozessen. "Die Förderung der Schilling-Stiftung hat uns die notwendige Unabhängigkeit und langfristige Perspektive ermöglicht, um neuartige Therapien für neuroimmunologische Erkrankungen zu entwickeln – im engen Austausch zwischen Labor, Klinik und Patient", resümiert Christian Geis, der inzwischen die Leitung der Klinik für Neurologie an Universitätsklinikum Jena übernommen hat.
Mit ihren Ergebnissen konnte die Forschungsgruppe bei einer Begehung überzeugen: "Die Vorträge zeigen eindrucksvoll die Fortschritte und Kompetenzen von der molekularen zur systemischen und klinischen Ebene. Zudem gelangen eine hervorragende überregionale Vernetzung und maßgebliche Beiträge der Forschungsgruppe in klinisch-translationalen Forschungsverbünden", so das Fazit der Stiftung. Sie fördert die Sektion deshalb weiterhin mit einer ergänzenden Professur, für die derzeit das Berufungsverfahren läuft.
Die Hermann und Lilly Schilling-Stiftung für medizinische Forschung wurde 1970 unter dem Dach des Stifterverbandes errichtet. Ihr Satzungszweck ist die Förderung von Wissenschaft und Forschung auf dem Gebiet der Medizin. Mit ihrem Programm Translationale Neurowissenschaften fördert die Stiftung seit 2015 außerdem kliniknahe Grundlagenforschung an Universitätskliniken. Außerdem stiftet sie den mit 20.000 Euro dotierten Schilling Forschungspreis, eine der höchstdotierten Auszeichnungen in der neurowissenschaftlichen Grundlagenforschung in Deutschland. Der Preis wird alle zwei Jahre von der Neurowissenschaftlichen Gesellschaft verliehen. Anlässlich ihres 50-jährigen Jubiläum ihrer Förderaktivitäten legte die Stiftung 2023 zudem das Sonderprogramm "Computationale Neurologie" auf. Die Stiftung wird von einem dreiköpfigen Vorstand geleitet und von einem Wissenschaftlichen Beirat fachlich unterstützt.
ist Stiftungsmanagerin und stellvertretende Leiterin des Teams "Wissenschaft, Umwelt, Kultur und Internationales".
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