Profitieren ältere Menschen von nicht-medikamentösen Verfahren der TCM? Der demographische Wandel bringt eine Vielzahl an Herausforderungen für das Gesundheitswesen mit sich. Zu den Hauptproblemen gehört die Multimorbidität, das gleichzeitige Bestehen mehrerer behandlungsbedürftiger Krankheiten. Denn oft folgt daraus auch eine Multimedikation bei älteren Menschen, die zusätzliche Probleme schafft, vor allem durch Neben- und Wechselwirkungen. Nicht-medikamentöse Therapien gewinnen daher enorm an Bedeutung. Tatsächlich sind diese auch schon in vielen Fällen sehr gut erforscht – allerdings oftmals nicht speziell für diejenigen Menschen, die vielleicht am meisten von ihnen profitieren. Ältere Patientinnen und Patienten wurden in entsprechenden Studien aus methodischen Gründen oft nicht berücksichtigt. Mit seinem Habilitationsvorhaben möchte Dr. med. Dr. med. univ. Jan Valentini dies ändern. Es konzentriert sich auf die TCM und gliedert sich in drei Einzelprojekte.
Den Kern bildet eine randomisiert-kontrollierte Studie, die der Frage nachgeht, ob sich Schlafstörungen bei älteren Patienten (älter als 70 Jahre) durch ein multimodales Therapiekonzept reduzieren lassen. Hierbei sollen 90 Personen eingeschlossen und in drei Gruppen eingeteilt werden. Alle Gruppen erhalten die Regelversorgung, eine Gruppe erhält zusätzlich acht Akupunktur-Sitzungen und eine Gruppe zusätzlich die Akupunktur-Sitzungen inklusive Musiktherapie. Anschließend werden Herzratenvariabilität sowie Schlaf- und Lebensqualität erfasst und Interviews mit den beteiligten Personen durchgeführt. "Das gewonnene Wissen kann anschließend direkt in die medizinische Lehre sowie in die Patientenversorgung vor Ort einfließen, die notwendigen Strukturen sind vorhanden", so Dr. Dr. Valentini.
Das zweite Projekt befasst sich mit der Meditation. Diese wirkt sich nachweislich positiv auf die psychische Gesundheit aus, hat aber auch Effekte auf das Immunsystem und die Epigenetik. Es gibt bereits Hinweise darauf, dass Meditation sich somit auch für Ältere eignen könnte, die sich inmitten geistiger, sozialer, emotionaler und körperlicher Veränderungsprozesse befinden. Die Datenlage ist jedoch überschaubar, so ist zum Beispiel nicht bekannt, inwieweit Meditation kardiovaskuläre Parameter wie Blutdruck und Herzfrequenz unmittelbar während des Meditierens beim älteren Menschen verändert. Zwei n-gleich-1-Studien sollen diese Evidenzlücke schließen und gleichzeitig Hinweise liefern, welche Rolle vorherige Meditationserfahrung dabei spielt.
Abgerundet wird das Habilitationsvorhaben durch ein Versorgungsforschungsprojekt, das vorliegende Routinedaten der Krankenkassen im Hinblick auf die Auswirkungen einer Therapie mit Akupunktur bei älteren Menschen mit chronischer Gonarthrose analysiert. Geklärt werden soll, ob Akupunktur die Notwendigkeit einer Knieendoprothese hinauszögert, ob Schmerzmedikamente eingespart werden können und ob es einen Einfluss auf die Behandlungskosten gibt.