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Herausragendes gesellschaftliches Engagement geehrt

17.11.2018

Preisverleihung der Helga und Edzard Reuter-Stiftung 2018

In diesem Jahr wird der mit insgesamt 30.000 Euro dotierte Preis der Helga und Edzard Reuter‐Stiftung an mehrere Preisträger vergeben.

Geehrt werden ein Komiker und ein Kabarettist, ein Staatsfreund und ein Verwaltungswissenschaftler, ein Politiker und ein Flüchtlingshelfer. Doch es sind nur zwei Personen, die sich den Stiftungspreis teilen: Abdelkarim und Richard Arnold. Denn in diesen beiden Personen vereinen sich so viele Eigenschaften, die so vielseitig und bunt sind wie das Engagement der zwei Geehrten für das friedliche Zusammenleben und die Verständigung zwischen Menschen unterschiedlicher ethnischer, kultureller oder religiöser Herkunft.

Abdelkarim nennt sich "Staatsfreund Nr. 1" und den meisten Menschen dürfte der Sohn marokkanischer Einwanderer, der in Bielefeld geboren wurde, vor allem als Comedian bzw. Kabarettist bekannt sein. Man könnte ihn aber auch "Aktivist" nennen, der mit subtiler Ironie gesellschaftspolitische Themen aufs Korn nimmt und der immer wieder versucht, mit den Stilmitteln des Humors zum Verständnis und Ausgleich zwischen den Kulturen beizutragen.

Auch Richard Arnold gehört zu den Menschen in unserer Gesellschaft, die sich um Ausgleich bemühen. Man kennt ihn als Oberbürgermeister von Schwäbisch‐Gmünd, dem die Förderung bürgerschaftlichen Engagements wichtig ist. Als diplomierter Verwaltungsexperte ist er zudem ein überzeugter Europäer, der sich für die Annäherung der Menschen über Staatsgrenzen hinweg einsetzt. Und als Tenor ist Arnold ein Künstler, dessen Stimme auch dann gehört wird, wenn sie aufruft, Flüchtlinge und Asylbewerber in den württembergischen Alltag zu integrieren.

Die Jury der Helga und Edzard Reuter‐Stiftung ehrt mit Abdelkarim und Richard Arnold zwei Menschen, die mit ihrem Wirken immer wieder den Wert des einzelnen Menschen, des Individuums betonen. Die Botschaft der Preisträger, dass jeder Mensch einzigartig ist und als Teil unserer Gesellschaft deren Vielfalt bereichert, hat die Stiftungsjury in ihrer Entscheidung bestätigt.

Abdelkarim ist nach Auffassung der Jury "als Persönlichkeit nicht nur ein Musterbeispiel, sondern darüber hinaus ein Vorbild gelebter und gelungener Integration". Seine "beredte Mahnung an die Politik, sich ihrer gesellschaftspolitischen Verantwortung zu stellen, anstatt sich in Lippenbekenntnissen davonzustehlen", hat die Jury beeindruckt.

An Richard Arnold hat die Stiftungsjury vor allem dessen unspektakuläres und ganz auf das tägliche Zusammenleben ausgerichtetes Engagement überzeugt. Als Beispiele nennt sie unter anderem den "energischen Einsatz von Flüchtlingen für öffentliche Aufgaben", die dezentrale Unterbringung der Menschen und deren "einfallsreiche wie mutige Einbindung in das Stadtleben" sowie die Kooperation mit zivilen Organisationen und unzähligen Bürgerinnen und Bürgern, die als sogenannter "Gmünder Weg" über die Stadtgrenzen hinaus bekannt geworden ist.
 

Der "Einsatz für ein gutes Zusammenleben und gegen Ausgrenzung und Vorurteile ist unverzichtbar", betonte Annette Widmann-Mauz auf der Preisverleihung der Helga und Edzard Reuter-Stiftung am 19. November 2018 in Berlin. Als Festrednerin sprach die Staatsministerin für Migration, Flüchtlinge und Integration bei der Bundesregierung anlässlich der Ehrung des Kabarettisten Abdelkarim und von Richard Arnold, dem Oberbürgermeister von Schwäbisch-Gmünd.

"Die vielen Beispiele gelungener Integration sichtbar zu machen, ist der beste Weg, um Vorurteile zu entkräften", sagte Widmann-Mauz. Das gelte umso mehr "gerade in Zeiten wie heute, in denen Populisten unsere Gesellschaft spalten wollen und Stimmung gegen Menschen anderer Herkunft, anderen Aussehens oder anderen Glaubens machen".

Auch Dr. Haci-Halil Uslucan, Professor für moderne Türkeistudien und Integrationsforschung an der Universität Duisburg-Essen, hob in seiner Laudatio auf Abdelkarim hervor, dass Ängste vor Unbekanntem das Urteilsvermögen der Menschen beeinträchtigen: "Angst macht uns Menschen klein und blockiert die Empathie mit Anderen." 
Darum, so Uslucan weiter, wirke das humoristische Fokussieren auf die Angst und die politischen Angstmacher, wie es der Kabarettist Abdelkarim beherrsche, so pointiert, wenn er "kulturrassistische Deutungsmuster entzaubert". Der Professor bezeichnete Humor als eine der "zentralen Kategorien der interkulturellen Kompetenz" und nannte als größte Stärke Abdelkarims, "dass er die Befunde der Integrationsforschung so pointiert, mit so viel Witz und Würze in den Alltag übersetzt, dass man versucht ist, Studierenden eher zu raten, zu ihm in die Show zu gehen als dicke Lehrbücher zu wälzen".

Susanne Stiefel, Chefredakteurin der Wochenzeitung "Kontext“" würdigte Richard Arnold. Der Oberbürgermeister von Schwäbisch-Gmünd setze sich vielfältig für die Integration von Flüchtlingen ein und übertrage ihnen auch gemeinnützige Aufgaben, lobte Stiefel. Sie fasste Arnolds Credo so zusammen: "Wer etwas bekommt, soll auch etwas zurückgeben. Aber auch: Wer sich bemüht, in Deutschland anzukommen, wer die Sprache lernt, sich ehrenamtlich engagiert, eine Arbeit oder Ausbildung findet, der soll bleiben können."

Die Journalistin bezeichnete den Kommunalpolitiker als einen Bauchmenschen. Das sei "sicher richtig, wenn dort die Menschlichkeit sitzt. Das Gefühl dafür, dass es in der Politik nicht nur um Gesetze geht, sondern immer auch um Menschen."
 

In seinem Grußwort sagte der Stiftungsvorsitzende Edzard Reuter: "Plötzlich zielt das Leitwort 'Integration' in eine doppelte Richtung: den Zusammenhalt unserer zivilen Gesellschaft auf der einen, unsere gemeinsame europäische Zukunft auf der anderen Seite." Reuter, der einst vor der Nazi-Diktatur mit seinen Eltern in die Türkei emigrierte und sich dort integrierte, beklagte, dass es inzwischen in Deutschland türkischstämmige Mitbürger gäbe, "die unverändert von ihrer vermeintlichen Heimat, einem wiederentstehenden Osmanischen Reich, träumen – nicht wenige also, die nicht im Entferntesten an eine Integration mit den anderen hierzulande lebenden Menschen denken". Auf einer solchen Grundlage könne "auf Dauer kein friedliches, auf den Fundamenten einer freiheitlichen Demokratie ruhendes Zusammenleben gelingen".

Reuter weiter: "Mit dem Gelingen der Integration steht nicht nur der Zusammenhalt unserer Gesellschaft, sondern auch das friedliche Miteinander von Völkern und Nationen auf dem Spiel." Der Integration verdanke man die demokratische Stabilität der Nachkriegszeit in einem sich immer weiter vereinigenden Europa.

 

Über die Helga und Edzard Reuter‐Stiftung

Mit dem Ziel der Völkerverständigung fördert und unterstützt die gemeinnützige Helga und Edzard Reuter‐Stiftung praktische Arbeit und wissenschaftliche Forschung für das friedliche Zusammenleben von Menschen unterschiedlicher Herkunft. Die Stiftung wurde 1995 als treuhänderische Stiftung in der Verwaltung des Stifterverbandes errichtet. Die Auswahl der Preisträger und die Festlegung der Höhe der Auszeichnungen werden vom Kuratorium bestimmt. Neben dessen Gründern Helga und Edzard Reuter gehören ihm derzeit an: Prof. Barbara John, Prof. Dr. Dr. h.c. Wolf Lepenies, Dr. Ambros Schindler und Prof. Dr. Haci‐Halil Uslucan. Edzard Reuter, Sohn des legendären Berliner Bürgermeisters Ernst Reuter, war Daimler‐Benz‐Vorstandsvorsitzender. Er ist Ehrenbürger Berlins und wirkt in vielen kulturellen und wissenschaftlichen Förderkreisen und Stiftungen mit.

Pressekontakt

Anke Meis (Foto: Sven Lorenz)

Anke Meis

ist Leiterin des Bereiches "Kommunikation & Marketing" im Deutschen Stiftungszentrum.

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Ansprechpartner zur Öffentlichkeitsarbeit der Reuter-Stiftung:

Bernd Schwintowski
T 030 3066060
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