Wenn es immer wieder heißt, Jugendliche hätten sich im Internet radikalisiert – dann müsste man digitale Medien doch genauso nutzen können, um Hass und Gewalt abzubauen? Das ist die Idee hinter dem interaktiven Kurs "OHA Online Hass Abbauen", der sich zurzeit in der Entwicklungsphase befindet. "Das Training soll zunächst einmal in der Justiz eingesetzt werden", erklärt Sebastian Jende, Vorstandsvorsitzender von Drudel 11 e.V. Es soll im Thüringer Jugendarrest und Strafvollzug sowie in der Bewährungs- oder Jugendgerichtshilfe getestet und dann eingeführt werden. In einem zweiten Schritt soll es dann im Internet allgemein verfügbar sein. Der von der Stiftung Bildung und Gesellschaft mit 1.000 Euro dotierte Primus-Preis würdigt den innovativen Ansatz, der die schwierige Zielgruppe radikalisierter Straftäter dazu befähigen soll, ihre Aggressivität zu hinterfragen.
Die Teilnehmer des Trainings spielen am Schirm typische Situationen durch, um dahinter zu steigen, wie sich zum Beispiel ein Streit hochschaukelt. "Für viele unserer Übungen produzieren wir eigene Medieninhalte, zum Beispiel Videosequenzen oder Audiobeiträge", berichtet OHA-Projektleiter Daniel Speer. Wer Handlungsmuster und Gruppendynamik versteht, hat schon einmal die Voraussetzung, die Spirale aus Hass und Gewalt zu durchbrechen. Das Programm führt auch vor Augen, welche womöglich bleibenden Schäden Verletzungen haben, die man anderen zufügt.