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Chiaro e scuro

11.03.2018

Knapp 70 Mitglieder der Münchener Universitätsgesellschaft besichtigten die Grafische Sammlung am Institut für Kunstgeschichte der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU).

Hintergrund der Veranstaltungsreihe "Einblicke für Mitglieder der Münchener Universitätsgesellschaft" ist es, an Orte der LUM zu gelangen, die für die Öffentlichkeit nicht so leicht zugänglich sind. Und die Grafische Sammlung hat sich hier als wahres Kleinod erwiesen. Nicht nur wegen der beherbergten Schätze, sondern auch wegen der dort agierenden Personen.

"Gelebte Begeisterung" – so kann wohl am ehesten der Vortrag und die Präsentation der Grafischen Sammlung durch Dr. Karl Kempter und Dr. Harald Klinke beschrieben werden. Die Sammlung umfasst derzeit einen Bestand von 3250 druckgrafischen Blättern. Sie enthält Beispiele aller bekannten Techniken der Druckgrafik, aus den Epochen vom 16. bis zum 20. Jahrhundert in Original- und Reproduktionsgrafik, aus Herkunftsregionen von ganz Europa und sie zeigt eine große thematische Breite. Auch in qualitativer Hinsicht weist die Sammlung zahlreiche herausragende Stücke auf, allen voran Blätter von Lucas van Leyden, Rubens, Rembrandt, Pitteri, Piranesi und Dillis.

In der Druckgrafik arbeitete man über Jahrhunderte ausschließlich mit der Linie, erläutert Kempter. Objekte erhielten Kontur, Schärfe, Licht und Schatten durch die unterschiedliche Verwendung der Linie. Einzig durch das Verwenden von kurzen oder langen, an- oder abschwellenden, dicht gesetzten oder weit auseinander liegenden Linien, parallelen oder sich kreuzenden Schraffuren wurde Stofflichkeit, Lichteinfall, Perspektive geschaffen.

Foto: Münchener Universitätsgesellschaft
Vollbesetzter Hörsaal
Foto: Münchener Universitätsgesellschaft
Dr. Karl Kempter beantwortet viele Fragen

Erst die Technik des Clairobscur-Holzschnittes ermöglichte das Drucken von Flächenton. Clair-obscur (franz.: hell-dunkel) oder Chiaroscuro (ital.), bezeichnet ein in der Spätrenaissance und im Barock entwickeltes Gestaltungsmittel der Grafik und Malerei, das sich durch starke Hell-Dunkel-Kontraste auszeichnete und sowohl der Steigerung des Räumlichen als auch der des Ausdrucks diente.

Im 17. Jahrhundert führte dann die Entwicklung des Mezzotinto, also der Schabtechnik, zur Reproduktion großer Gemälde mit malerischer, plastischer Wirkung. Zum ersten Mal konnte der Künstler auf die Linie ganz verzichten. An Stelle der Linie treten kleine Kreuze und Punkte, die durch das Wippmesser in die Oberfläche gegraben wurden. Ein nächster Schritt weg von der Linie und hin zur malerischen Druckgrafik war die Erfindung der Aquatinta oder Ätzlavierung im 18. Jahrhundert. Stecher konnten nun atmosphärische Effekte erzielen, die denen einer lavierten Tuschezeichnung ähnelten.

Die druckgrafische Sammlung wurde 1803 von der Ludwig-Maximilians-Universität ursprünglich "als Hülfsmittel zu den Vorlesungen über die bildenden Künste" aus dem Bestand eines Privatsammlers angekauft und dienten während des ganzen 19. Jahrhunderts fächerübergreifend als Bildmedien zur Kenntnis europäischer Kunstwerke. Mit der Ausbreitung der Fotografie und der Diapositive als reproduzierende Bildmedien verlor die druckgrafische Sammlung im 20. Jahrhundert ihren ursprünglichen Nutzen. Erst gegen Ende des Jahrhunderts richtete sich neues Interesse auf die Sammlung und diese ist heute wieder fest in die kunstwissenschaftliche Forschung und Lehre integriert.

Die Münchener Universitätsgesellschaft ist einer der ältesten und heute auch einer der größten Universitätsfördervereine in Deutschland. Thomas Mann und Ricarda Huch zählten 1922 zu den Gründungsmitgliedern. Die Münchener Universitätsgesellschaft trägt derzeit mit rund einer dreiviertel Million Euro pro Jahr zur Finanzierung wichtiger Forschungsprojekte an der LMU bei. Durch die stark veränderten Anforderungen an die LMU wird die finanzielle, aber auch die ideelle Zuwendung durch die Universitätsgesellschaft immer bedeutsamer. Mit Blick in die Zukunft wird vor allem die Förderung und Entwicklung unseres akademischen Nachwuchses für den nationalen und internationalen Wettbewerb eine der Kernaufgaben sein. Aber auch die Mitglieder der Gesellschaft profitieren in besonderem Maße von einem hochkarätigen Netzwerk bei den verschiedensten Veranstaltungen wie zum Beispiel dem Stiftungsfest, der höchsten akademischen Feier der LMU im Jahr, den Ringvorlesungen, diversen Podiumsdiskussionen, Sonderführungen und vielem mehr.

Pressekontakt

Anke Meis (Foto: Sven Lorenz)

Anke Meis

ist Leiterin des Bereiches "Kommunikation & Marketing" im Deutschen Stiftungszentrum.

T 0201 8401-204

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