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Über den Wert des Dialoges – auch in Zeiten der Digitalisierung

30.11.2017

Rückblick auf den Stifterdialog 2017

"Kultur stiften – Die Kultur des Stiftens": Unter diesem Motto stand der Stifterdialog am 16. und 17. November 2017, zu dem das Deutsche Stiftungszentrum (DSZ) rund 200 Stifterinnen und Stifter in der Hansestadt Hamburg begrüßte.

Während der Vorabend mit einem Konzertbesuch in der Elbphilharmonie ganz dem Kulturgenuss galt, wurde am Folgetag unter anderem mit dem bekannten Philosophen und Publizisten Richard David Precht die Rolle von Kultur in der Gesellschaft diskutiert.

In seiner Begrüßung schlug DSZ-Geschäftsführer Erich Steinsdörfer zunächst die Brücke zum Konzertbesuch am Vorabend, indem er auf eine Überzeugung des Komponisten Ralph Vaughan Williams Bezug nahm. Dieser meinte: "Der Komponist darf sich nicht in sein Kämmerlein zurückziehen und über Kunst nachdenken. Er muss gemeinschaftlich mit seinen Mitmenschen leben und seine Kunst zu einem Ausdruck des gesamten Lebens innerhalb der Gemeinschaft machen." Gleiches gelte für Stifter, so Erich Steinsdörfer.

Foto: David Ausserhofer
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Über den Wert der Kultur und der Kulturförderung

Im Anschluss entwickelte sich eine lebhafte Diskussion zwischen Richard David Precht, Dr. Philipp Beyer, Verwaltungsleiter Orchester, Chor und Konzerte beim NDR, Dr. Franziska Nentwig, Leiterin des Kulturkreises der deutschen Wirtschaft im BDI und dem Künstler Stefan Winter zur Rolle der Kultur in unserer Gesellschaft.

Bezugnehmend auf den Konzertbesuch in der Elbphilharmonie erinnerte Winter daran, nicht nur die etablierte Kunst in den Blick zu nehmen, sondern auch – im Sinne von Williams – unbekannte Künstler zu fördern. Stifter, so Winters Forderung, sollten sich mit der Arbeit der Kultur auseinandersetzen und diese mitgestalten. Eine Möglichkeit sei etwa, dass Stiftungen Aufträge an Künstler vergeben, deren Ergebnisse nicht vorab definiert und bezifferbar sind – nach dem Motto: Dinge zeigen, die ansonsten nicht sichtbar wären.

Insgesamt müsse die Dialogbereitschaft zwischen Kunst, Wirtschaft und Gesellschaft gestärkt werden. Aus Sicht von Nentwig gebe es heute nur wenige Orte, an denen gesellschaftliche Werte verhandelt werden. Dieses sei aber unerlässlich für den Zusammenhalt einer Gesellschaft. "Kultur ist nicht Ornament, sondern Fundament einer Gesellschaft", wie Beyer – in Anlehnung an den Schlussbericht der Enquete-Kommission "Kultur in Deutschland" – in Erinnerung rief. Einig war man sich auf dem Podium, dass ein Schlüssel die kulturelle Weiterbildung sei.

Foto: David Ausserhofer
Foto: David Ausserhofer
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Foto: David Ausserhofer
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Kultur im Zeitalter der Digitalisierung

Precht öffnete die Diskussion dann, indem er auf die vierte industrielle Revolution einging: die Digitalisierung. Aus seiner Sicht stehe unsere Gesellschaft vor fundamentalen Veränderungen, die sowohl das Leben der Menschen als auch das Kulturbild erneuere. Über kurz oder lang werde eine Vielzahl von Tätigkeiten durch Maschinen oder Computerprogramme übernommen – vielen sei dieses aber heute noch nicht klar. Den Ernst der Lage anzuerkennen – gerade auch in Zeiten von Vollbeschäftigung und einer robusten Konjunktur – sei daher elementar. Die aktuellen Nachrichten zum Arbeitsplatzabbau bei Siemens seien – aus Sicht von Precht – nur der Anfang einer Entwicklung, an deren Ende Millionen von Menschen keine Beschäftigung mehr finden werden.

In seiner Keynote führte Precht aus, dass wir heute die Weichen dafür stellen müssen, wie unsere Gesellschaft in Zukunft aussehen solle. Es gebe durchaus Gestaltungsmöglichkeiten, und eine davon sei Kunst und Kultur. Hierauf müsse – gerade auch angesichts des absehbaren Endes der Arbeitsgesellschaft in ihrer heutigen Form sowie der mit ihr verbundenen Effizienzregeln – der Fokus gelegt werden. Wenn uns dieses gelinge, so Precht abschließend, müsse uns um die Kultur nicht bange sein – zumal es viele engagierte Stiftungen gebe, die Verantwortung übernehmen und Gesellschaft mitgestalten.

Die Frage, ob die von ihm gezeichnete Dystopie auch wirklich eintrete, beantwortete Precht am Ende selbst: "Ich kann mich auch irren."