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Friedrich und Isabel Vogel-Stiftung vergibt fünf Preise für heraus­ragenden Wirtschafts­journalismus

24.11.2017

Verabschiedung des langjährigen Jurors Professor Michael Hüther

Die Friedrich und Isabel Vogel-Stiftung vergab am 21. November 2017 zum 32. Mal ihre Preise für ausgezeichneten Wirtschaftsjournalismus: Vier Auszeichnungen und ein Stipendium gingen an Journalisten und Journalistinnen aus Druckmedien und Fernsehen.

Die feierliche Verleihung fand mit freundlicher Unterstützung der R+V Allgemeine Versicherung AG in der Niederlassung der DZ Bank AG in Frankfurt am Main statt. Hermann-Josef Tenhagen, Chefredakteur der Finanztip Verbraucherinformation gGmbH, appellierte an die Preisträger und zahlreichen Gäste der Veranstaltung, Leser und Zuschauer klüger zu machen, damit sie bessere Entscheidungen treffen können: dies sei die einzige und wahre Alternative zu journalistischem Zynismus. Abschied nehmen musste die Jury des Vogel-Preises von Professor Michael Hüther, Direktor des IW Köln, der nach zwölf Jahren das Vergabekomitee der Stiftung auf eigenen Wunsch verließ.

Friedrich und Isabel Vogel-Stiftung: Preisverleihung 2017 (Foto: Bernd Roselieb/Handelsblatt)
Foto: Bernd Roselieb/Handelsblatt

Preisträger und Juroren: Thomas Tuma (Stiftungskuratorium, Handelsblatt), Markus Koch, Matthias Praxenthaler (Wall Street Correspondents, Inc.), Hermann-Josef Tenhagen (Finanztip Verbaucherinformation), Nicola Meier (DIE ZEIT), Prof. Olaf Jacobs, Ariane Riecker, Dirk Schneider, Silke Heinz (Hoferichter & Jacobs GmbH und mdr Fernsehen), Gianna Niewel (Süddeutsche Zeitung) und Dr. Michael Moerchel (Stiftungsvorstand) (v.li.)

 

Die vier mit 3.000 Euro dotierten Vogel-Preise erhielten im Jahr 2017:
 

Nicola Meier, Hamburg, für das Dossier "Wer rettet Klara?"
erschienen in DIE ZEIT 39/2016 am 15. September 2016

Juror Michael Boll, Verleger des Solinger Tageblatts: "In dem hervorragend geschriebenen, aufwändig recherchierten und spannend aufgebauten Artikel geht es um die brisante Frage, unter welchen Bedingungen ein Pharmaunternehmen todkranken Patienten auf deren eigenes Risiko ein noch nicht zugelassenes Medikament herausgeben sollte (sog. "compassionate use"). So eindeutig, wie diese Frage auf den ersten Blick zu beantworten scheint, ist es nicht. Die Autorin schafft es, sehr feinfühlig anhand des Beispiels von Klara, die an der seltenen, tödlich verlaufenden Stoffwechsel-Erkrankung NCL2 leidet, die Situation der betroffenen Patienten zu schildern, ohne in das übliche Muster zu verfallen, die vermeintlich skrupellosen Pharmaunternehmen anzuprangern. Im Gegenteil: Auch der Sichtweise der Pharmaunternehmen, die oft gute (und nicht ausschließlich ökonomische) Gründe haben, die Medikamente nicht herauszugeben, wird viel Platz eingeräumt. Schließlich kommen auch die medizinethische Sichtweise und die Rolle von Journalisten und sozialen Medien zu Wort. Ein komplexes Thema im Spannungsfeld von Wirtschaft, Medizin und Ethik – journalistisch herausragend aufbereitet."
 

Gianna Niewel, Trier, für die Seite-3-Reportage "Der nachtblaue Orden"
erschienen in Süddeutsche Zeitung am 2. Dezember 2016

Juror Thomas Tuma, stellvertretender Chefredakteur Handelsblatt : "Herbst 2016, die Republik bereitet sich längst auf Weihnachten vor. Die Einzigen, die die Stimmung verderben, sind die Piloten der Lufthansa. Tagelang legen sie den Flugverkehr lahm. Ihre Sparten­gewerkschaft Cockpit fordert eine Tariferhöhung von 22 Prozent, rückwirkend für die letzten fünf Jahre, in denen ihr Gehalt nicht erhöht wurde. Es geht um viel mehr als um das Geld und die Piloten. Es geht um die große Macht kleiner Spartengewerkschaften generell. Es geht um Tarifeinheit, aber auch um die Frage, wie weit sich unsere Gesellschaft noch fragmentiert. Auch wir beim Handelsblatt haben darüber vielfältig berichtet, aber leider nie so kraftvoll den großen Wurf wagend, wie es Gianna Niewel mit einer einzigen 'Seite 3' in der "Süddeutschen" gelungen ist. Ich bin wirklich neidisch auf die SZ-Kollegen und ihr neues und noch junges Top-Talent, das schon derart durchkomponierte Stücke abliefert – geschrieben mit ebenso viel Selbstvertrauen und Sicherheit, Weisheit und zugleich Demut. Ich wünsche dem Wirtschaftsjournalismus, dass unsere Preisträgerin gerade da weitermacht: Wirtschaft braucht Beobachterinnen wie sie."
 

Markus Koch und Matthias Praxenthaler (Moderation und Produktion) für den Livestream "Auf der Couch by Markus Koch – 3 Shows und 3 wichtige Fragen"
Folge 3, 29. November 2016, 19:30 Uhr
Diverse Onlineplattformen und www.aufdercouch.net 

Juror Professor Michael Hüther, Direktor des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln e.V.: "Bei Markus Koch auf der Couch wird eingelöst, was vielfach als Mangel benannt: Gute Unterhaltung zum Thema 'finanzielle Bildung'. Niedrigschwellig in angenehmer Atmosphäre werden auch schwierige Themen unserer Finanzwelt – wie Robo Advice und Behavioral Finance – aufbereitet und vermittelt."
 

Ariane Riecker und Dirk Schneider (Autoren) sowie Marianne Harr (Mitarbeit), Prof. Olaf Jacobs (Hoferichter & Jacobs GmbH, Produktion) und Silke Heinz (MDR, Redaktion) für die dreiteilige Reportage "Wer bezahlt den Osten"
Teil 1 – Geben & Nehmen, 30. Mai 2017, 22:05 Uhr
Teil 2 – Soll & Haben, 6. Juni 2017, 22:50 Uhr
Teil 3 – Gewinn & Verlust, 13. Juni 2017, 22:05 Uhr
Mitteldeutscher Rundfunk

Juror Reinhard Schlieker, Zweites Deutsches Fernsehen: "Wer bezahlt den Osten – das ist eine dreiteilige Chronik der wilden Jahre nach der Wiedervereinigung. Mit zahlreichen Beispielen von tollkühnen Investoren, harten Bürokraten und ausufernden Kosten. Schicksale einzelner und das Wohlergehen oder Untergehen ganzer Industrien werden in Beziehung zueinander gesetzt. Auch wenn es sich vorwiegend um eine historische Betrachtung handelt, wirken die Geschehnisse von damals täglich in unsere aktuelle Gegenwart hinein: in finanzieller, gesellschaftlicher und kultureller Hinsicht. Der Bezug zum Thema Soziale Marktwirtschaft ist geradezu Kernelement dieser hervorragenden Serie. Dabei wird durchaus problematisiert, dass viele Menschen in der ehemaligen DDR von der Geschwindigkeit des Wandels überfahren worden sind. Und dass viele im Namen der Marktwirtschaft versuchten, ihren eigenen Vorteil zu suchen – und dies auf rücksichtslose Weise. An Beispielen wagemutiger Unternehmer wird jedoch auch gezeigt, dass der unternehmerische Geist dazu angetan ist, ganze Landstriche neu zu beleben. Die Autoren haben für den MDR ein zeithistorisches Werk von bleibender Bedeutung geschaffen."
 

Das mit 3.000 Euro dotierte Vogel-Stipendium im Jahr 2017 erhielt: 

Stefanie Nickel, Hannover, feste freie Mitarbeiterin in der NDR Onlineredaktion, für ihre Rechercheidee "Krieg und Frieden im Klassenzimmer: Nationalismus in Lehrplänen und ethnische Trennung an Schulen in Bosnien und Herzegowina" 

Juror Dr. Michael Moerchel, freier Journalist, Bonn: "Stefanie Nickel ist Nachrichtenredakteurin und Autorin in der Onlineredaktion des Norddeutschen Rundfunks. Als freiberufliche Journalistin schreibt sie Reportagen für Magazine und Zeitungen. An der Leuphana Universität Lüneburg hat sie ein berufsbegleitendes Studium zu Nachhaltigkeit und Journalismus abgeschlossen und dort zu nachhaltigem Wirtschaften, extensiver Landwirtschaft und deren Alternativen gehört. Der Zusammenhang von Bildung und wirtschaftlicher Entwicklung interessiert sie dabei besonders. In ihrer Recherchereise möchte sie die ethnisch getrennten und nationalistisch aufgeladenen Bildungssysteme in Bosnien und Herzegowina und dessen Auswirkungen auf die Wirtschaft des Landes analysieren. Ihre als Arbeitsprobe eingereichte Reportage 'Grünau lebt', die in der Zeitschrift Chrismon erschienen ist, schildert in einem einfühlsamen Feature die Entwicklung der Plattenbausiedlung Grünau in Leipzig und hat die Jury restlos überzeugt."
 

Die Friedrich und Isabel Vogel Stiftung dankt der R+V Allgemeine Versicherung AG für die freundliche Unterstützung bei der Verleihung der Vogel-Preise 2017. 

Über die Vergabe der Vogel-Preise entschieden 2017 die folgenden Juroren: Michael Boll (Verleger des Solinger Tageblatts), Heinrich Meyer (Herausgeber Neue Ruhr Zeitung), Hermann Neusser (Verleger des Bonner General-Anzeigers), Dr. Michael Moerchel (freier Journalist), Peter Brors und Thomas Tuma (stv. Chefredakteure Handelsblatt) Prof. Dr. Michael Hüther (Direktor des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln e.V.) und Reinhard Schlieker (Wirtschaftsredakteur ZDF).

Leitfigur für Dr. Friedrich Vogel und seine Frau Isabel war Ludwig Erhard, dessen Idee der sozialen Marktwirtschaft der Handelsblattgründer und Journalist mit seinen Publikationen unterstützte. Darin sah er seinen Beitrag zum Wiederaufbau der durch den Krieg zerstörten deutschen Wirtschaft. Seine Ideale leben in der 1984 gegründeten Vogel-Stiftung weiter, die jährlich Wirtschaftsjournalisten für ihre beispielhaften Arbeiten auszeichnet. 

Die Bewerbungen für den Vogel-Preis 2018 können ab 1. März 2018 wieder eingereicht werden. Bewerbungsschluss ist der 15. Juli 2018.

Pressekontakt

Matthias Dezes
Dezes Public Relations 
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