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Kulturpsychologe Professor Dr. Jaan Valsiner mit dem mit 80.000 Euro dotierten Hans-Kilian-Preis geehrt

28.04.2017

Preisverleihung der Köhler-Stiftung im Stifterverband

Hans-Kilian-Preisträger 2017: Jaan Valsiner (Pressefoto)
Foto: privat

Am Freitag, 28. April 2017, wurde an der Ruhr-Universität Bochum der internationale Hans-Kilian-Preis für die Erforschung und Förderung metakultureller Humanisation vergeben.

Nach dem Kulturwissenschaftler Hartmut Böhme (2011), dem Soziologen Hans Joas (2013) und der Psychoanalytikerin Jessica Benjamin (2015) ist Jaan Valsiner der vierte mit dem Hans-Kilian-Preis ausgezeichnete Wissenschaftler.

Mit dem von der Köhler-Stiftung im Stifterverband vergebenen Preis in Höhe von 80.000 Euro wurde nun eine Wissenschaftlerpersönlichkeit ausgezeichnet, deren Beiträge zu einer interdisziplinär ausgerichteten Kulturpsychologie höchste internationale Anerkennung genießen. Zugleich wird mit dem Preis das ausgeprägte Engagement Jaan Valsiners, der seit 2013 die Niels Bohr Professor of Cultural Psychology im Department of Communication and Psychology der Aalborg University in Dänemark innehat, zur Förderung des kulturpsychologischen Nachwuchses in verschiedenen Regionen der Welt gewürdigt.

In seiner Rede erinnerte der Preisträger daran, dass die vieldiskutierte und vielbeschworene Globalisierung aus unterschiedlichen Perspektiven betrachtet und bewertet werden kann. Während die einen in ihr vielfältige Chancen für internationale Annäherungen sehen, warnen andere vor wachsenden Konflikten, die durch eine forcierte Globalisierung allererst ausgelöst werden könnten. Am Beispiel von menschlichen Sicherheitsbedürfnissen, die nicht nur, aber auch in intensivierten und allgegenwärtigen Sicherheitskontrollen ihren Ausdruck finden, erörterte Valsiner, wie etwa zunehmende Warn- und Sicherheitshinweise einerseits wachsende Konfrontationen symbolisch markieren, andererseits aber auf gemeinsame und weltweit geteilte menschliche Bedürfnisse verweisen. Er illustrierte an Beispielen aus Südasien und unter Hinweis auf Beiträge aus der nicht-europäischen Kulturanthropologie, wie in Phänomenen, die auf den ersten Blick vor allem das Trennende sichtbar zu machen scheinen, grundlegende Gemeinsamkeiten verankert liegen. Wer diese nicht übersehen will, müsse manchmal genauer schauen und seine Aufmerksamkeit auch auf kleinste Aspekte menschlicher Denk-, Handlungs- und Orientierungsvollzüge richten. Angesichts der auch in den Wissenschaften häufig überbetonten Unterschiede, betrachte er es als Aufgabe einer derart ausgerichteten, Disziplinen- und Ländergrenzen überschreitenden Kulturpsychologie ein universell verbindendes Verständnis vom Menschen zu entwickeln – ganz im Sinne des Sozialpsychologen und Psychoanalytikers Hans Kilian, dem Namensgeber des Preises.

Der Hans-Kilian-Preis wurde 2011 ins Leben gerufen und wird seitdem in einem zweijährigen Turnus vergeben. Die Auszeichnung ist mit einem Preisgeld in Höhe von 80.000 Euro verbunden. Benannt ist der Preis nach Hans Kilian (1921-2008), der als Ordinarius für Sozialpsychologie und angewandte Psychoanalyse an der Universität Kassel lehrte. In seiner Arbeit legte er Grundlagen für eine interdisziplinäre Analyse der soziokulturellen und psychischen Evolution des Menschen, den er in der postmodernen globalisierten Welt auf einer neuen Stufe, der "metakulturellen Humanisation", angekommen sah. Darunter verstand Kilian Entwicklungsanforderungen, die für multikulturelle Gesellschaften und eine weltweite, möglichst von Toleranz und wechselseitiger Anerkennung geprägte Praxis interkultureller Kommunikation sind.

Die Köhler-Stiftung

Die 1987 durch Lotte Köhler errichtete Köhler-Stiftung im Stifterverband fördert die Wissenschaften vom Menschen, und zwar insbesondere solche Gebiete, die das Verständnis des Menschen über sich selbst erweitern. Darunter sind sowohl Forschungsvorhaben auf dem Gebiet der Psychologie und benachbarter Sozial- und Kulturwissenschaften als auch auf dem Gebiet der Medizin zu verstehen. Vorrangig gefördert werden Arbeiten zu psychosozialen Aspekten des menschlichen Zusammenlebens in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.

In Zusammenhang mit dem Preis werden vom Hans Kilian und Lotte Köhler-Centrum (KKC) an der Fakultät für Sozialwissenschaft der Ruhr-Universität Bochum regelmäßig internationale Hans-Kilian-Vorlesungen zur sozial- und kulturwissenschaftlichen Psychologie und integrativen Anthropologie veranstaltet. Die Ergebnisse der Hans-Kilian-Vorlesungen, ebenfalls mit Mitteln der Köhler-Stiftung gefördert, werden veröffentlicht. Mehrere Deutschlandstipendien werden als Lotte-Köhler-Stipendien vergeben. Die Stipendiaten und Stipendiatinnen haben Zugang zum Studierendenkolleg des KKC.

Mehr Info zur Köhler-Stiftung
Mehr Info zum Hans Kilian und Lotte Köhler-Centrum

 

Pressefoto des Preisträgers Jaan Valsiner
Bild in druckfähiger Auflösung (JPG)

Das Foto kann kostenfrei für Berichterstattung in Zusammenhang mit dem Hans-Kilian-Preis verwendet werden. Bildnachweis: privat.

Pressekontakt

Anke Meis (Foto: Sven Lorenz)

Anke Meis

ist Leiterin des Bereiches "Kommunikation & Marketing" im Deutschen Stiftungszentrum.

T 0201 8401-204

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Ansprechpartner beim Hans Kilian und Lotte Köhler-Centrum:

Dr. Pradeep Chakkarath / Viktoria Niebel, M.A.
Lehrstuhl für Sozialtheorie und Sozialpsychologie
Fakultät für Sozialwissenschaft
Ruhr-Universität Bochum
Universitätsstraße 150
44780 Bochum
T 0234 32-572050
F 0234 32-14570
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