Mit dem von der Köhler-Stiftung im Stifterverband vergebenen Preis in Höhe von 80.000 Euro wurde nun eine Wissenschaftlerpersönlichkeit ausgezeichnet, deren Beiträge zu einer interdisziplinär ausgerichteten Kulturpsychologie höchste internationale Anerkennung genießen. Zugleich wird mit dem Preis das ausgeprägte Engagement Jaan Valsiners, der seit 2013 die Niels Bohr Professor of Cultural Psychology im Department of Communication and Psychology der Aalborg University in Dänemark innehat, zur Förderung des kulturpsychologischen Nachwuchses in verschiedenen Regionen der Welt gewürdigt.
In seiner Rede erinnerte der Preisträger daran, dass die vieldiskutierte und vielbeschworene Globalisierung aus unterschiedlichen Perspektiven betrachtet und bewertet werden kann. Während die einen in ihr vielfältige Chancen für internationale Annäherungen sehen, warnen andere vor wachsenden Konflikten, die durch eine forcierte Globalisierung allererst ausgelöst werden könnten. Am Beispiel von menschlichen Sicherheitsbedürfnissen, die nicht nur, aber auch in intensivierten und allgegenwärtigen Sicherheitskontrollen ihren Ausdruck finden, erörterte Valsiner, wie etwa zunehmende Warn- und Sicherheitshinweise einerseits wachsende Konfrontationen symbolisch markieren, andererseits aber auf gemeinsame und weltweit geteilte menschliche Bedürfnisse verweisen. Er illustrierte an Beispielen aus Südasien und unter Hinweis auf Beiträge aus der nicht-europäischen Kulturanthropologie, wie in Phänomenen, die auf den ersten Blick vor allem das Trennende sichtbar zu machen scheinen, grundlegende Gemeinsamkeiten verankert liegen. Wer diese nicht übersehen will, müsse manchmal genauer schauen und seine Aufmerksamkeit auch auf kleinste Aspekte menschlicher Denk-, Handlungs- und Orientierungsvollzüge richten. Angesichts der auch in den Wissenschaften häufig überbetonten Unterschiede, betrachte er es als Aufgabe einer derart ausgerichteten, Disziplinen- und Ländergrenzen überschreitenden Kulturpsychologie ein universell verbindendes Verständnis vom Menschen zu entwickeln – ganz im Sinne des Sozialpsychologen und Psychoanalytikers Hans Kilian, dem Namensgeber des Preises.