Heuel: Der Einsatz von KI ist eine der neuen großen Herausforderungen im Stiftungsmanagement. Auch die DSA bietet mehrere Veranstaltungen dazu an. Allerdings prognostizierte Bill Gates jüngst, dass nur drei Berufe zukünftig nicht von KI übernommen werden können – das Berufsbild Stiftungsmanager war nicht dabei. Hat der Beruf in deinen Augen Zukunft? Wie wird der Job in zehn Jahren aussehen?
Schuch: Die Vorstellung einer "Übernahme durch KI" impliziert wieder eine Bedrohung. Ich würde vielmehr von einer Veränderung sprechen. Ganz sicher wird das Berufsbild Stiftungsmanager in zehn Jahren anders aussehen. Aber ist es neu, dass die Dinge sich wandeln?
Ich verstehe es als Aufgabe der DSA, Mitarbeitende in Stiftungen zu einem verantwortungsvollen Anwenden von KI zu ertüchtigen. Damit meine ich die Vermittlung des technischen, rechtlichen wie ethischen Kontextes, die Verdeutlichung der Anwendungsmöglichkeiten und die Sensibilisierung, den Menschen bzw. die Gesellschaft als Ziel des Stiftungswirkens immer im Blick zu behalten. Dabei muss jede Stiftung für sich entscheiden, in welchem Umfang und mit welcher Zielsetzung KI-Tools sinnvoll sein können. Förderstiftungen, die eine Vielzahl von Anträgen bearbeiten und auswerten müssen, sind in einer anderen Situation als Stiftungen, die operativ und mit verschiedenen Kooperationspartnern tätig sind.
Um entscheiden zu können, wo KI mir helfen kann, muss ich aber zunächst verstanden haben, was mit dieser Form der Intelligenz gemeint ist und welche Anwendungsszenarien es geben kann.
Heuel: Bei welchen Themen zeigt sich im Rahmen des DSA-Seminarprogramms der größte Bedarf? Welche Standard-Veranstaltungen sind "Oldies, but Goldies" und immer ausgebucht, und welche innovativen Themen und Trends sind neu auf der Agenda und stark nachgefragt?
Schuch: Über das aktuellste Thema haben wir gerade gesprochen. Dabei geht es allerdings weniger um detailliertes Fachwissen, sondern mehr um ein Orientierungsverständnis. Abgesehen von einigen Ausnahmen steigen die meisten Stiftungen gerade erst in das Thema KI ein. Wir werden beobachten, wie sich der Weiterbildungsbedarf mit der Zeit verändert.
Im Gesamtangebot ist festzustellen, dass die "Must-haves" immer gut laufen. Im Stiftungsmanagement sind die rechtlichen und steuerrechtlichen Grundlagen und die Veränderungen dieser Rahmenbedingungen durch Gesetze oder Verordnungen von essenzieller Bedeutung. Unter den Fachthemen haben in letzter Zeit Familienstiftungen und Immobilien im Stiftungsvermögen eine erhöhte Nachfrage erfahren. Wir hören oft, dass Teilnehmende sich im Stiftungs- und Gemeinnützigkeitsrecht auf den aktuellen Stand bringen wollen, um hier keine Fehler zu begehen – da dies bekanntlich ernsthafte Konsequenzen haben kann.
So richtig das ist, so problematisch ist der Umkehrschluss, dass in Themenfeldern, wo diese ernsthaften Konsequenzen nicht drohen, Weiterbildungen offenbar weniger relevant sind. In den sogenannten "weichen" Managementthemen nimmt die Bereitschaft, Geld und Zeit in Weiterbildungen zu investieren, spürbar ab. Bei Registerpflichten ist die Veranstaltung voll, aber bei Themen wie Kommunikation, Projektmanagement oder Fundraising wird dreimal überlegt, ob eine Weiterbildung wirklich nötig ist – und nicht selten durch learning by doing ersetzt.
Hier würde ich mir einen Bewusstseinswandel wünschen – ebenso kompensiert Weiterbildung keine Defizite, sondern eröffnet Potentiale. Stiftungsmanagement bedeutet nicht nur, den rechtlichen Rahmen einzuhalten, sondern auch, innerhalb dieses Rahmens kreativ und effektiv zu handeln – wirksam zu werden. Es geht doch um Zweckverwirklichung!
Heuel: Auch das Themenfeld Personalentwicklung ist Teil des DSA-Curriculums. Vor welchen Herausforderungen stehen Stiftungen heute in der Personalentwicklung, und welche Strategien sind entscheidend, um Talente zu gewinnen und langfristig zu binden.
Schuch: Vor einiger Zeit haben wir in einem ThinkLab zu Personal und Führung erarbeitet, dass es bei vielen Mitarbeitenden einen ausgeprägten Bedarf nach einer intensiveren Personalentwicklung und -führung gibt. Personalentwicklung hat in vielen Organisationen keinen hohen Stellenwert, wird nebenher gemacht und ist oft mehr Verwaltung als Entwicklung.
Im Widerspruch zu dieser Bedarfsanalyse mussten wir allerdings feststellen, dass entsprechende Weiterbildungsangebote von Stiftungs- bzw. Personalverantwortlichen wenig wahrgenommen wurden. Personalentwicklung sollte mehr als das Führen eine Personalakte sein, oft scheitert es an Ressourcen – aber es ist auch eine Haltungsfrage. Für Stiftungen sind Mittel zur Zweckverwirklichung wichtig. Aber das wichtigste sind doch gute und motivierte Mitarbeitende, die die Zweckverwirklichung erst möglich machen.
Es ist völlig normal, sich im Laufe der Karriere fachlich weiterzubilden, wenn man für neue Fachthemen verantwortlich wird. Es wäre wünschenswert, dass sich beim Aufstieg in die Leitungsebene, mit der man Verantwortung für Mitarbeitende oder Teams übernimmt, die gleiche Weiterbildungsselbstverständlichkeit für Personalthemen durchsetzt. Offenbar gibt es in der Selbstwahrnehmung eine hohe Kompetenzvermutung, diesen Aufgaben auch ohne Weiterqualifizierung gerecht werden zu können. Eine interessante und im Effekt positive Entwicklung ist in diesem Zusammenhang die Veränderung hin zum Arbeitnehmermarkt: Mitarbeitende werden mobiler. Wenn sie sich in der Arbeitssituation nicht wohl fühlen, gehen sie weitaus schneller als das noch vor einigen Jahren der Fall war: Sie erwarten Entwicklungsmöglichkeiten. Die Arbeitgeber werden sich auf diese Erwartungshaltung einstellen müssen, wenn sie Talente gewinnen und binden wollen.
Heuel: Die Konkurrenz ist für die DSA größer geworden – andere Anbieter haben das Thema Stiftungen entdeckt und ihr Portfolio entsprechend erweitert. Wie positioniert sich die DSA im Weiterbildungssektor?
Schuch: Ja, es gibt Konkurrenz – aber das belebt das Geschäft und inspiriert zu Innovation und Weiterentwicklung. Wir haben in der Vergangenheit beobachten können, dass andere Akteure versuchen, den Stiftungsmarkt für sich zu erschließen. Die Verortung und Struktur der Deutschen Stiftungsakademie ist jedoch eine Besonderheit, die kein anderer Anbieter kopieren oder nachahmen kann: Wir kommen aus dem Sektor für den Sektor. Getragen von den großen Verbänden des Stiftungswesen – also dem Stifterverband/DSZ und dem Bundesverband Deutscher Stiftungen – sind wir über unsere Gremien, die rund 50 Referierenden und die rund 1.700 Alumni, von denen wiederum viele im Stiftungssektor arbeiten, eng mit diesem verbunden.
Gleichzeitig sind wir eine gGmbH, die sich ausschließlich aus den Entgelten der Weiterbildungsveranstaltungen trägt. Das erfordert unternehmerisches Denken und Handeln. Und um am Markt erfolgreich zu sein, bedarf es Innovation und Weiterentwicklung. Wir können nicht einfach so vor uns hinarbeiten und machen, was wir schon immer gemacht haben – dann werden uns andere Anbieter überholen.