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Gemeinsam zum Doktor­titel –
Das Kosing-Kolleg

18.07.2023

Interdisziplinär und kooperativ können durch Förderung der Dr. Georg E. und Marianne Kosing-Stiftung Promovierende an der Ruhr-Universität Bochum und der TU Dresden medizinische Forschung betreiben.

Seit Jahren gehört das Medizinstudium zu den Top Five der Studiengänge in Deutschland. Dabei ist der Numerus Clausus für diesen Studiengang an den meisten deutschen Universitäten mit 1,0 so hoch wie bei kaum einem anderen. Tausende deutsche Medizinstudierende gehen sogar ins Ausland, um ihren Traum des Arztberufs zu verwirklichen, während Forschungsaspekte in der Laufbahnentscheidung junger Ärztinnen und Ärzte zunehmend an Bedeutung verlieren. So entscheiden sich nur 63 Prozent der Medizindoktorandinnen und -doktoranden aus Interesse an einem wissenschaftlichen Thema für eine Promotion. Lediglich 39 Prozent von ihnen wollen mit ihrer Dissertation fachlichen Interessen folgen.

Um dem antizipierten Mangel an qualifiziertem wissenschaftlichem ärztlichem Nachwuchs entgegenzuwirken, wird seit 2017 jährlich jeweils ein Kosing-Graduiertenkolleg – eine durch die Dr. Georg E. und Marianne Kosing-Stiftung finanzierte Initiative – an den medizinischen Fakultäten der Ruhr-Universität Bochum (RUB) und der Technischen Universität (TU) Dresden ausgeschrieben. Im Rahmen dieses Programms wird jeweils bis zu drei Promovierenden die Durchführung einer experimentellen Doktorarbeit, eingebettet in eine Kooperation von zwei bzw. drei Forschungsgruppen, ermöglicht. In diesem strukturierten Promotionsprogramm können die Doktorandinnen und Doktoranden zu aktuellen medizinischen Themen forschen und gleichzeitig Erfahrungen im interdisziplinären Zusammenarbeiten von verschiedenen medizinischen Fachrichtungen sammeln.

Foto: Chokniti Khongchum/Pexels

In Deutschland gibt es über 100 Universitäten. 36 von ihnen bieten die Möglichkeit des Medizinstudiums an. Wieso haben Sie sich bei dieser großen Auswahl für die medizinischen Fakultäten der Ruhr Universität Bochum und der TU Dresden entschieden?

Dr. Georg Kosing, Stifter: Obwohl ich kein Mediziner bin, habe ich mich bei der Errichtung der Stiftung für eine Förderung der medizinischen Forschung und Wissenschaft entschieden, weil ich aus den gewonnenen Erkenntnissen einen sehr großen Nutzen für die Gesellschaft erwarte. Gemeinsam mit dem Kuratorium haben wir ein Stiftungsprogramm aufgelegt, das sich an junge Medizinstudierende richtet, die an ihrer Promotion arbeiten. Bei der Entscheidung für die medizinischen Fakultäten der Ruhr-Universität Bochum und der TU Dresden spielten bei mir zwei persönliche Aspekte die ausschlaggebende Rolle: In Dresden wurde ich geboren, und die Stadt bedeutet mir sehr viel, obwohl ich sie über viele Jahre nicht besuchen konnte. In Bochum habe ich studiert und promoviert, wodurch mir berufliche Chancen und Möglichkeiten geboten wurden, die meinen beruflichen Lebensweg prägten. Beide Fakultäten haben einen exzellenten Ruf und ich glaube, dass dort die Fördergelder der Stiftung gut angelegt sind.
 

Konnten Sie bereits einen strukturellen Nutzen des Kosing-Graduiertenkollegs an Ihrer Fakultät feststellen?

Professor Ralf Erdmann, Forschungsdekan der Medizinischen Fakultät der Ruhr-Universität Bochum, Mitglied des Kosing-Kuratoriums: Ja, auf jeden Fall. Seit nun sechs Jahren kooperieren verschiedenste Abteilungen der medizinischen Fakultät an der RUB dank der Förderung der Dr. Georg E. und Marianne Kosing-Stiftung miteinander. Das Programm ist für uns von großer Attraktivität, da es neben der Generierung exzellenter Doktorarbeiten und Nachwuchsmedizinerinnen und Nachwuchsmediziner auch die Kooperation verschiedener Arbeitsgruppenleiterinnen und Arbeitsgruppenleiter fördert, eine fundamentale Basis für zukünftiges interdisziplinäres Arbeiten der verschiedenen wissenschaftlichen Abteilungen.
 

In diesem Jahr fiel die Entscheidung, das Kosing-Graduiertenkolleg zum achten Mal für die Jahre 2024/2025 auszuschreiben. Was macht das Programm Ihrer Meinung nach immer noch so erfolgreich?

Professor Frank Buchholz, Forschungsdekan der Medizinischen Fakultät der TU Dresden, Mitglied des Kosing-Kuratoriums: Bei diesem Programm sind Innovation und Teamwork gefragt. Promotionsprogramme in der Medizin schließen nur selten beide Aspekte ein. Besonders der Tatsache geschuldet, dass die Corona-Pandemie das studentische Leben stark beeinträchtigt hat, ist die kooperative Zusammenarbeit von Studierenden mehr gefragt wie denn je. Auch die einfallsreichen Forschungsthemen, die bislang durch das Förderprogramm bedient wurden, tragen dazu bei, Medizinstudentinnen und Medizinstudenten für wissenschaftliches Arbeiten zu begeistern.
 

Welchen Mehrwert sehen Sie für die Doktorandinnen und Doktoranden der Medizin durch den interdisziplinären Forschungsanspruch der Förderung?

Professor Martin Brüne, Promotionsbetreuer des dritten Kosing-Kollegs "Kardiovaskuläres Risikoprofil bei der Borderline-Persönlichkeitsstörung" an der RUB: Interdisziplinarität ist in der heutigen Medizin unabdingbar. Um komplexe Erkrankungen zu behandeln ist häufig das Know-how von mehreren ärztlichen Fachrichtungen notwendig, weshalb es nur von Vorteil ist, wenn der medizinische Nachwuchs bereits früh an die fachübergreifende Kooperation und den Austausch herangeführt werden. Allein die Konstellation unseres Projekts der Fachrichtungen Kinder- und Jugendmedizin, Kardiologie und Angiologie sowie Psychiatrie, Psychotherapie und Präventivmedizin erlaubt den Studierenden, auch außerhalb einer großen Fachrichtung zu forschen. Darüber hinaus entstehen durch dieses Konzept aufregende und innovative Forschungsansätze, die für wissenschaftlich interessierte Medizindoktorandinnen und Medizindoktoranden außerordentlich attraktiv sind.
 

Sie haben sich in Ihrer Promotion mit der Wirkung eines Trainings mit Düften auf die Schmerzempfindlichkeit und das Riechvermögen von Kindern und Jugendlichen mit Migräne beschäftigt. Welchen Gewinn hatte die Promotion in einer Gruppe für Sie?

Berit Höfer, Doktorandin des dritten Kosing-Kollegs "Wirksamkeit strukturierter Exposition mit Düften auf die nozizeptive und olfaktorische Funktion bei Kindern und Jugendlichen" an der TU Dresden: Aus rein medizinischer Sicht ist es nur von Vorteil, wenn einem so wichtigen Thema wie der Migräne bei Kindern und Jugendlichen nicht nur eine Forschungsarbeit gewidmet wird. Persönlich war es äußerst erfreulich, die Herausforderung einer Doktorarbeit mit anderen Gleichgesinnten zu meistern. Hierbei konnte ich nicht nur vom fachlichen Austausch profitieren beziehungsweise. mir wesentliche Grundlagen in der interdisziplinären medizinischen Kooperation aneignen, sondern fühlte mich als Teil von etwas Besonderem.

 

 
DAS KOSING-GRADUIERTENKOLLEG

Die Dr. Georg E. und Marianne Kosing-Stiftung wurde 2015 von Georg und Marianne Kosing errichtet. Zweck der Stiftung ist die Förderung von Wissenschaft und Forschung sowie der Bildung auf dem Gebiet der Humanmedizin, Biomedizin und Humanbiologie, insbesondere an der Ruhr-Universität Bochum und der TU Dresden. Der Stiftung ist die Förderung des lebenswissenschaftlichen Nachwuchses an diesen Standorten ein besonderes Anliegen. Seit 2017 unterstützt sie an den medizinischen Fakultäten beider Universitäten die Kosing-Graduiertenkollegs zur Förderung des ärztlichen, wissenschaftlichen Nachwuchses. Bislang wurden 500.000 Euro für das Programm bereitgestellt und 40 Dissertationen in verschiedenen Bereichen der Humanmedizin gefördert.